Sonntag, 27. September 2009

Warum DunAengus die PIRATENPARTEI gewählt hat

Es war keine leichte Entscheidung, aber diesmal wollte ich als NICHTWÄHLER ein Zeichen setzen.

Denn ehrlich gesagt stossen mich alle derzeit vertretenen Parteien ab. Nun ist es ja so, dass ich als Auswanderer in D-Land nicht gemeldet bin und somit als Nichtwähler überhaupt nicht in den Statistiken auftauchen würde.

Also habe ich mich brav zur Briefwahl angemeldet und bereits vor Wochen meine Stimmen abgegeben - für eine Partei, die es zwar eh nicht über die 5% schaffen wird, aber zumindest zählt meine Stimme dann mit.

Warum habe ich keine der "grossen" Parteien gewählt?

CDU / CSU:
Zunächst einmal weigere ich mich grundsätzlich, einer Partei meine Stimme zu geben, die sich auf Religion bezieht und somit Politik und Religion vermischt. Nun ist natürlich klar, dass bei dieser Partei das "C" nur konservativ-bürgerliche Tünche ist (Kauder bestätigen die Regel), vom "christlichen Menschenbild", was auch immer das sein soll, wird nur gefaselt wenn man diese Phrase halt zielgruppenwirksam unterbringen kann.

Ansonsten ist diese Partei genauso machtgierig und verschlagen wie alle anderen zur Wahl stehenden Verbrecherorganisationen. Das besonders widerliche an der CDU ist aber aus meiner Sicht ihre unbelehrsame Haltung in ökologischen, kulturellen und pazifistischen Fragen. 2003 wären wir unter Frau Merkel munter mit in den Irak maschiert. 4 Jahre "Große Koalition" hat dies die Leute wohl vergessen lassen.

FDP:
Abgesehen davon, dass ich fast nur Idioten kenne, welche dieser Partei als Mitglieder beiwohnen, ist die absolute Unmenschlichkeit und das äusserst unrealistische Menschenbild, welches der Politik dieser Partei zu Grunde liegt, ein Hauptgrund meiner Weigerung, diesem Bosse-Klüngel-Verein meine Stimme zu geben.

Versteht mich nicht falsch: ich halte mich für einen liberalen Menschen, und prinzipiell halte ich viele Forderungen dieser Partei für absolut wichtig: weniger Staat, weniger Steuern und Bürokratie, Legalisierung von Marihuana - klingt alles super. Aber der Grundfehler der Liberalen Parteien weltweit war und ist, dass diese Menschen neben zwischenmenschlicher Kälte auch tatsächlich dem Irrtum anhängen, der Mensch würde sich immer für das entscheiden, was für ihn am Besten wäre, hätte er nur die Freiheit dazu. Glaubwürdige, menschliche und soziale Entwürfe, wie man den gescheiterten, den Pechvögeln und den Opfern des Lebens konkret und menschlich unter die Arme greifen sollte, lässt diese Partei herzlich vermissen.

SPD:
Die "Alte Tante" ist definitv am Abnippeln. Die traditionelle Basis (gewerkschaftlich organisierte Arbeiter, Kohlekumpel, Arbeitslose) lief zur Linken über, sozial engagierte Bosse lassen sich eh von den rechts-liberalen einlullen. Was bleibt ist die aussterbende Toskana-Fraktion, und von denen laufen viele auch zu den Grünen über. Die SPD hat derzeit nicht nur keinen Plan, sondern auch kein Charisma, keine Visionen und daher auch keine Zukunft mehr in diesem Land.

Grüne:
Als Ex-Tübinger kenne ich die "Öko-Faschisten", welche die Stammwählerschaft dieses Vereins ausmachen, aus nächster Anschauung. Besserverdienendes Gutmenschentum, Leute die sich ihr ökologisches schlechtes Gewissen durch Bio-Lifestyle gut machen möchten, die aber ansonsten gerne unter sich bleiben (Französisches Viertel in Tübingen, ähnliche öko-faschistisch durchgestylte Viertel in Freiburg...). Eine etwas sektiererische Stimmung herrscht hier. Abgesehen davon sind viele Forderungen der Grünen zwar gut und legitim, aber diese Partei ist leider auch absolut Fortschritts- und Wirtschaftsfeindlich, dazu auch überbürokratisch. Mehr Steuern, weniger Spass an Technik und Entwicklung, dass droht uns wenn die Grüne Bande wieder an die Regierung kommen sollte.

Ausserdem missfällt mir die Tatsache dass viele der Spitzenpolitiker dieser Partei ihre absolute Machtgier mit esoterischem Sektierertum (Anthroposophie) vermengen. Bäh.

Linke:
Die Partei der Armut, der Loser und der Realitätsfremden. Achja, die Partei der Frustrierten. So sehr ich mit den Hartz-IV-Empfängern, was ich auch mal war, sympathisiere, diese Partei verbindet unrealistische Forderungen (NATO-Austritt) mit sozialistischem Ungeist. Geführt wird sie mit eiserner Hand von Demagogen, eine Männerclique die Frauen wie die Wagenknecht brauchen und benutzen, sicherlich aber nicht, und wenn dann nur aus Prestige- und Quotengründen, auch mehr an der Spitze beteiligen werden.

Solange die Unholde Lafontaine und Gysi diese Partei regieren, solange bleibt sie einfach eine radikale Variante der SED.

Ich bin überzeugt dass die LINKE ihre Klientel im Grunde nur verarscht, ausnutzt und in die Irre führt. Das ist eigentlich noch widerlicher als die Standpunkte der rechten Parteien zu sozialen Problemen...

PIRATENPARTEI:

So, und nach diesem Kahlschlag stand ich vor der Frage: wem meine Stimme geben? Nun, die PIRATEN sind meiner Meinung nach noch frisch und unverbraucht genug, um die Forderungen ihres Wahlprogramms auch tatsächlich ernst zu nehmen. Sie sind vielleicht naiv (siehe Interview mit der Nazi-Zeitung), und sie haben keine explizite Meinung zu einem Gros der Themen, welche die grossen Parteien besetzen.

Aber sie sind IMHO die einzige Partei, welche Ahnung vom Internet, von Bürger- und Privatrechten im Informationszeitalter und "digitalem Bürgertum" hat. Die PIRATEN sind im Grunde eine Aktion und keine Partei. Aber mir als quasi "Nichtwähler" kommt das eher entgegen. Und so haben sie diesmal meine Stimme.

5 Kommentare:

  1. Ich finde es etwas schade, wie Du in letzter Zeit auf der Religion herumhackst. Es ist zwar nicht von der Hand zu weisen, daß es viele Mißgeleitete unter den Bannern dessen gibt, was sie "Religion" nennen, aber Religion ist als re-ligio ja in einem höheren Verständnis Rückverbindung mit dem Ursprung. Insofern wäre es geradezu wünschenswert, daß es eine Partei gäbe, die das höchste Streben der Menschen auch in der äußeren Welt zu reflektieren suchte. (Womit ich ganz gewiß nicht sagen will, daß das die CDU sei.) Ich finde es auch etwas problematisch, Anthroposophie mit "esoterischem Sektierertum" gleichzusetzen. In jedem Falle wäre der spirituelle Gehalt einerseits von Rzeption oder Umsetzung durch Mitglieder der Bewegung andererseits zu unterscheiden und auch in Bezug auf die einzelnen Mitglieder zu differenzieren. Die Welt wird nicht besser, wenn man die Begriffe denen überläßt, die sie irrend oder gar mißbrauchen.

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  2. Ah... Rechtschreibkorrekturfunktion im Nachhinein wäre schon etwas Schönes...

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  3. Tja da bin ich leider absolut gegensätzlicher Meinung. Politik und Religion sollten strikt getrennt werden. Wohin es führt wenn man beides vermischt sieht man ja u.a. an den Taliban oder an George W. Bush und seinem extremistischen Baptisten-Weltbild (Stichwort: Southern Baptists).

    Aber mein Artikel ging eigentlich nur nebenbei auf Religion ein, ich hatte eigentlich nur dargestellt, warum die etablierten Parteien für mich nicht wählbar sind. Und eine Partei, welche religiöse Bezüge in ihrem Parteiprogramm hat, ist IMHO nicht wirklich im Stande, als "Volkspartei" aufzutreten, denn die Realität in Deutschland ist nunmal so, dass immer mehr Menschen von Religion nichts wissen möchten, zumindest nicht vom Christentum.

    Und dass Religion vom lateinischen "Rückbinden" käme, dass ist auch so ein Mythos, der von Religionswissenschaftlern zumindest stark angezweifelt wird. Ich weiss dass diese Definition sehr beliebt ist bei spirituellen Menschen, aber ich erinnere mich noch lebhaft an eine Vorlesung im Grundstudium, während der unser lieber Professor Kehrer nicht ohne Genugtuung anschaulich machte, dass die rein etymologische Herkunft des Wörtchens wohl eher von "die Riten korrekt ausführen" käme, was wohl auch dem römischen Religionsverständnis (das zumindest was die staatliche Seite anging wohl eher bürokratisch denn spirituell war) näher kommt.

    Mein persönlicher Weltanschauungs-Begriff ist inzwischen durchaus wieder versöhnlicher mit spirituellen Inhalten als noch vor einigen Jahren oder gar Monaten. Ich würde mich als einen spirituellen Menschen bezeichen, aber mit dem Begriff "Religion" verbinde ich -wird dieser im Alltagsdenken gebraucht, also von eher exoterisch orientierten Menschen- v.a. negative Dinge.

    Das hat nichts mit "der Realität" zu tun, die eh äusserst subjektiv ist. Auch in der "spirituellen Szene" bin ich erst einmal äusserst vorsichtig und skeptisch, denn dort wimmelt es geradezu von Menschen, die ihre persönlichen Erfahrungen als universal geltend und wahr betrachten - ein Zeichen nicht nur von Unreife sondern v.a. auch von Taktlosigkeit all denen gegenüber, deren Erfahrungen vielleicht gänzlich anders sind (also im Grunde allen anderen Menschen gegenüber).

    Ich glaube was ich mit all dem sagen will ist, dass Spiritualität Privatangelegenheit sein und bleiben sollte. Keine Partei und keine Organisation sollte sich öffentlich hinstellen und behaupten, im Besithz von "Wahrheit" zu sein. Letztlich sind wir alle lediglich im Besitz von mehr oder weniger relevanten "Erfahrungen", und was für Person A höchst relevant sein kann, ist für Person B absoluter Schwachsinn. Beide Personen sind aber (und dass ist jetzt meine absolut subjektive Betrachtungsweise) gleichwertig und verdienen gleichermassen Respekt und Achtung....

    ... dennoch liebe ich es, in meinem Blog Dinge schärfer zu formulieren, sonst würden halt auch keine Kommentare dazu führen, dass mal Bewegung in die Gedanken und Gefühle kommt :-)

    Viele Grüße nach Tokyo,

    Dun Aengus

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  4. Danke für Deinen Kommentar (ich hatte mit meinem Kommentar auch mehr die generelle Tendenz, die mir Dein Blog zu nehmen schien, zumindest miteinbeziehen wollen) - da könnte man noch viel diskutieren, aber vielleicht einmal offline, auch wenn es weit nach Irland ist, wohin ich Dich herzlich grüße !

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