Freitag, 16. Januar 2009

Google "geht es nicht schlecht", Google ist schlecht (geworden).

Amüsiert fiel mein Blick heute morgen auf diesen Handelsblatt-Artikel.

Dort steht wörtlich "Nicht nur Google geht es schlecht".

Haha, mitnichten, Hauser!

Soweit ich die Lage überblicke, herrscht bei Google derzeit v.a. der Ungeist, Kreativität, welche wir bisland hauptsächlich in die Erschaffung neuer Produkte gesteckt haben, nun auf den 2008 neu entdeckten Bereich der "Kosteneffizienz" zu stecken.

Anders ausgedrückt:

die Firma, bei der ich im Sommer 2007 so gespannt eingestiegen bin, war einst ein "happy bunch of people", ein etwas verrückter, fröhlicher Haufen von Leuten, die mehr Geld hatten, als sie ausgeben konnten - denen das aber herzlich egal war, die trotzdem "ihr Ding drehten", ganz unabhängig von externen Faktoren.

Inzwischen sind wir in weiten Bereichen einfach "another greedy Corporation" - einfach eine gierige Firma wie eben all die anderen auch.

Nicht mehr, nicht weniger.

Der Rubel rollt weiterhin, und auch wenn der Trend der letzten Jahre zeigt, dass die jährlichen Zuwachsraten kleiner werden (oben wird die Luft halt dünner), sind wir immer noch finanziell stärker als Konkurrent Yahoo! es jemals war.

Was uns verloren gegangen ist, ist der "happy spirit", das "laissze-faire", das "ihr könnt uns mal, wir machen was wir wollen".

Fluch der AG, würde ich mal sagen. Fluch des Erfolgs, Fluch des Geldes.

Dass wir jetzt 100 Recruitment-Stellen streichen macht allerdings auch sinn, denn mit inzwischen ca. 20.000 Mitarbeitern weltweit BRAUCHEN wir im Grunde nicht mehr so viele neue Mitarbeiter. Mir ist es sogar ganz recht, dass der Hiring-Wahn so langsam ans Ende kommt, denn die Integration all dieser neuen Mitarbeiter in die Firma ist eh schon eine riesige Aufgabe.

Dass der spirit der Gründungsjahre endgültig weg ist, liegt natürlich auf der Hand...

Mittwoch, 14. Januar 2009

Samstag, 3. Januar 2009

Hamas' jetzt immer noch nicht kapiert?

"Wenn die Araber die Waffen niederlegen, gibt es Frieden. Wenn die Israelis die Waffen niederlegen, gibt es kein Israel mehr".

Unter diesem Leitspruch bin ich seit eh und je ein Verfechter des israelischen Staates und seines Rechts auf Verteidigung.

Und viele, die sich heutzutage als "Antizionisten" oder "Israelkritiker" tarnen sind bekannter Massen schlicht und einfach Antisemiten und Judenhasser. Alter Hut.

Dennoch stellt sich natürlich bei jedem Krieg die Frage nach der Angemessenheit. Folgenden "Economist"-Artikel fand ich hierbei noch am Besten. Ich empfehle allen ernsthaft an Weltpolitik interessierten eh, den Spiegel zu vergessen und auf den Economist umzusteigen...

Neues Jahr, neues Hamsterrad

Zunächst einmal wünsche ich allen Lesern meines Blogs (ja, Euch Beiden!) ein frohes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2009!

Zu meinen guten Vorsätzen für dieses Jahr gehört u.a. der Versuch, mit weniger Zynismus und Frust in die Welt zu blicken, was jedoch schon alleine beim Gedanken an die Rückkehr in die Firma nächsten Montag fast unmöglich erscheint.

Ich hatte diese Weihnachten das "Glück", zu erkranken (Gott sei Dank erst ab dem 27.12.) und bin seit dem 30.12 auf Antibiotika (Vorteil: an Sylvester reichten zwei Gläschen Lidl-Champagner, um mich in Stimmung zu bringen...). Ein weiteres Resultat meiner Erkrankung ist, dass ich nun schon seit einer Woche die meiste Zeit im Bett liege, und das obwohl draussen seitdem die Sonne scheint (ok, es ist kalt).

Ich habe in dieser Zeit einige Filme gesehen (Indy IV, Iron Man, 'The Kingdom, Narnia: Prince Caspian, The Dark Knight, The Seeker - The Dark is Rising...) und etliche Stunden "Final Fantasy (I)" auf meiner schicken PSP-Lite gedaddelt. Außerdem eine Novelle von Stefan Zweig gelesen ("Angst") sowie einige Bücher und Texte, über die ich in aller Öffentlichkeit lieber nicht spreche.

Ach ja, heute lass ich ein interessantes Interview mit Sloterdijk in der Süddeutschen, welches sich in einigen Aspekten mit Themen beschäftigt, die mich derzeit umtreiben.

Weniger Zynismus, positivere Attitüde an das Leben - klingt so einfach, aber ich kämpfe mit immensen inneren Widerständen wenn ich an meinen Job denke. Früher dachte ich, es sei normal, morgens mit einem Fluch auf den Lippen zu erwachen und die Arbeit als einen einzigen Verlust an Freiheit und Lebenszeit zu betrachten.

Als ich dann bei Google anfing, staunte ich über mich selbst, als ich selbst nach vier Monaten noch jeden Tag freudig gen Arbeit fuhr. Nun, dass hat sich seit einigen Monaten leider auch jetzt schon wieder ins Gegenteil gewandt. Mein Job ist zwar kein "Killer"-Job, meine Haupttätigkeit halte ich sogar für eher simpel und angenehm. Es sind die ganzen "Umstände" und "Begleitumstände", welche mir die Freude an der Arbeit kaputt machen.

Zunächst einmal sind da einige Kollegen bzw. deren Attitüden. Als ich bei Google anfing, dachte ich noch, wir stellen nur coole Leute ein und es sei wichtig, dass wir alle Spass an der Arbeit haben. Leider ist Google schon längst ein Magnet für Leute geworden, die sich ganz gut verstellen können, die in Wirklichkeit aber genauso karrieregeil sind wie anderswo auch.

Was mich aber am meisten stört ist es, mit Menschen zusammen zu arbeiten, deren gesamte Existenz sich fast ausschließlich um ihre Arbeit zu drehen scheint, sprich: Menschen, die ihr Selbstverständnis bzw. Selbstbild (fast) nur aus ihrem Job gewinnen. Mit diesen Menschen zusammen zu arbeiten ist leider sehr anstrengend, und leider ist ausgerechnet der Kollege, mit dem ich am Engsten zusammen arbeiten muss, genau von diesem Schlag.

Und leider kristallisiert sich immer mehr heraus, dass genau diese Art von Kollegen (übereifrige Wichtigtuer, die sich selbst und andere ständig mit ihrer überdrehten Motivation und ihrem Drang zu fast schon vulgärer Selbstdarstellung stressen) es dann auch schafft, befördert und vom Management gefördert zu werden.

So jemand wie ich, für den ein Job in erster Linie ein Mittel zum Broterwerb ist und der nach allen Kräften versucht, sich nach 18 Uhr geistig und seelisch aus allen arbeitsbezogenen Dingen "auszuloggen" (ich habe, zugegebenermassen, oft Probleme mich überhaupt erst richtig "einzuloggen" in den ganzen "Job-Komplex"); jemand der wie ich sein Selbstbild und den Sinn seines Lebens in Bereichen sieht und sucht, die nichts mit der Arbeit zu tun haben -- so jemand scheint schon von vorne herein zum Scheitern, zum Zynismus verurteilt zu sein.

Ich gestehe also: ich werde mich am Montag aus einem ganz einfachen Grund wieder in die Bahn gen Arbeitsplatz setzen: Geld.

Und auch die noch ausstehende Antwort der Firma Facebook auf mein dort inzwischen absolviertes Vor-Ort-Vorstellungsgespräch lässt mein Herz nicht höher schlagen -- ob ich nun für den Teufel oder für Beelzebub arbeite ist ja im Grunde auch egal, wo mir der Sinn doch nach ganz anderen Dingen steht...

Rückblickend auf das Jahr 2008 fühle ich mich seltsam dumpf, hohl und leer. Nicht nur dass ich Familie und Freunde sträflich vernachlässigt habe, nicht nur dass ich viel zu viel Zeit und Energie der Firma geopfert habe - im Grunde habe ich auch nichts bleibendes zum Ausgleich bekommen. Durch die hohen Mietpreise hier und die Unsummen, welche ich dem deutschen Staat für mein absolviertes Studium zurückzahlen muss, konnte ich noch nicht einmal Geld auf die Seite legen und wenn ich jetzt kündigte, würde ich mit leeren Händen dastehen. Ich hätte noch nicht einmal die Mittel, mich mitsamt meinen Besitztümern zurück nach Deutschland zurückzuschiffen.

Daher fühle ich mich im nun aufdämmernden 2009 weiterhin wie der gestrandete, verschuldete Wal, als welchen mich die Hartz-IV-Wellen 2007 an die Ufer Irlands spülten. Sehr frustrierend.

Die Frage, welche mich nun umtreibt, lautet also: wie Zynismus besiegen, wie eine positive Einstellung gewinnen? Eventuell durch Fatalismus? Schließlich könnte ich an meinen jetzigen Umständen nur durch radikale Schritte etwas verändern - etwa durch Kündigung und Flucht nach Deutschland unter Zurücklassen all meiner Besitztümer. Ein eher unwahrscheinliches Szenario.

Für alle, welche also nach wie vor denken: "Mensch, der Junge hats gut, hat nen Job bei Google!" sei also hier nochmals betont, dass es keine Rolle spielt, wo und wodurch man seine Brötchen verdient. Der wahre Sinn des Lebens liegt IMHO ausserhalb der Arbeits-Sphäre. Und ich habe momentan das ständige Gefühl, dass ich wichtige Zeit und Energie verliere, welche ich besser in Dinge investieren würde, welche mir wirklich etwas bedeuten (da ist immer noch der Romanentwurf auf meiner Festplatte...).

2009... ein weiteres Jahr bestehend aus 4 Quartalen, sprich 4 Zeiträumen, während derer wir "Targets" gesetzt bekommen und an deren Erfüllung oder Nichterfüllung wir gemessen werden. Panem et circenses. Divide et impera. Kindergarten.