Montag, 26. Mai 2008

Der neue StarTrek - Film

Es gibt erste Eindrücke, auch wenn der Film erst in 12 Monaten auf die Leinwände kommen wird...

http://www.startrekmovie.com/

Sonntag, 25. Mai 2008

Towel Day

Towel Day - Keine Panik

Neue Homepage meines Vaters ist jetzt online!

www.aceval.net ist die Homepage meines Vaters, eines im südwestdeutschen Raum inzwischen bekannten und beliebten maghrebinischen Märchenerzählers.

Die letzten Tage habe ich die Seitenstruktur komplett überarbeitet und auch die Texte sind neu.

Es gibt jetzt einen "Termin-Teil", der regelmässig aktualisiert wird, damit Interessierte sich bequem über die nächsten Auftritte informieren können.

Was als kleines Projekt begann, um meinem Vater Aufträge zu bringen ist nun eine kleine aber feine Plattform, über welche man sich nun auch über seine Aktivitäten informieren kann - ein klares Zeichen dafür, dass er angekommen ist in der "Szene"!

Da ich bislang keine Zeit in aktives Webdesign investiert habe, ist die Seite mit dem Homepage-Baukasten von 1und1 erstellt worden, ein denkbar einfaches Tool (Word ist wesentlich komplizierter...) welches mir leider nicht ermöglicht, z.B. Fotogalerien und YouTube-Videos in die Seite zu integrieren (dazu müsste ich ein Zusatzpaket mit monatlichen Kosten erstehen, worauf ich keine Lust habe).

Vorerst ist diese Seite "as good as it gets", mal sehen ob es in Zukunft eine technisch bessere Version geben wird...

Samstag, 24. Mai 2008

"SPIEGEL Online" oder "Zensur ist wichtiger als Meinungsfreiheit"

Schon lustig, wie wenig man sich heutzutage noch in Diskussionen zu Artikeln z.B. auf Spiegel-online streiten darf.

Ich persönlich bin ja ein großer Freund des (verbalen) Streitens, ich halte die Streitkultur für eine Errungenschaft der abendländischen Kultur.

Der Spiegel, der ja mal eine unbequeme Fragen stellende, gesellschaftskritische Zeitung war, in letzter Zeit aber zum Boulevardblättchen verkommt (v.a. in seinem Online-Angebot), scheint von Streit nicht viel zu halten.

Als mich ein Freund heute auf einen interessanten Spiegel-Artikel aufmerksam machte, der darüber berichtete, wie viele türkischstämmige Deutsche aus Gründen der Diskriminierung Deutschland den Rücken kehren (u.a. weil sie bei höherer Qualifikation dennoch schlechtere Jobaussichten in Deutschland haben als Lieschen Müller), stürzte ich mich im Eifer des Gefechts in die Artikel-Diskussion. Schnell waren die Rassisten unter den Diskutanten ausgemacht und einer hatte sich extrem rassistisch geäussert: die angeblichen "überqualifizierten Ausländer" seien ja nur die Ausnahme, da die meisten Ausländer aus Ländern wie der Türkei ja Arbeiterkinder seien. Und da sich Intelligenz vererbe, könne es ja gar nicht viele intelligente Immigranten geben....

Ich habe diesen Typen als "Exponenten des doitschen Schweinehundes" beschimpft und als üblen Rassisten. Für kurze Zeit musste meine Antwort auch im Forum lesbar gewesen sein, gab mir einer der Diskussionsteilnehmer recht bezüglich meines Rassismus-Vorwurfes. Leider ist sowohl der Artikel des Übeltäters als auch meine Antwort inzwischen von den Forums-Moderatoren entfernt worden.

Bei aller Liebe zu "heiler Welt" - sie ist nicht heil, diese kranke Welt. Und ich halte es für bedenklich, Forumshygiene zu betreiben die jeden Streit zwischen Menschen unterschiedlicher Meinung sofort löscht. Ohne Streitbewusstsein, ohne die Bereitschaft, zu seiner Meinung zu stehen und Rassisten zu beschimpfen sobald sie sich zeigen - was für ein Geisteszustand wird da denn letzlich erzeugt?

Donnerstag, 22. Mai 2008

Film: "Where in the world is Osama Bin Laden?"

Vorgestern hab ich mir hier im Kino o.g. Film angeschaut. Erwartungen hatte ich keine, aber der Regisseur (Spurlock, machte auch "Supersize Me!") versprach ja zumindest Kurzweil.

Während und kurz nach des Films fühlte ich mich prächtig amüsiert, erst später fielen mir immer mehr Unstimmig- und Einseitigkeiten auf.

Zunächst einmal: worum geht es in Spurlock's neustem Doku-Streich?

Seine Frau ist schwanger und er stellt sich auf einmal die Frage, in was für einer Welt sein Kind einmal wird aufwachsen müssen. Gewalt, Unsicherheiten, Kriege, Naturkatastrophen - ach ja, und Amerikas Todfeind Nr. eins, Bin Laden und seine Al-Qaeda-Gang.

Und da Spurlock seiner Regierung ungefähr so viel zutraut wie die meisten Amerikaner (nämlich gar nichts mehr) beschliesst er, in guter Superhelden-Manier das Schicksal der Welt in die eigene Hand zu nehmen. Geimpft und auf Terror- und Kidnap-Situationen vorbereitet begibt er sich in die gefährlichen Ecken der Welt - zunächst einmal nach Ägypten, dem "Ursprungsland des islamistischen Terrorismus".

Seine Reise führt ihn von dort aus über Marokko, Israel und die besetzten Gebiete, Jordanien, Saudi-Arabien bis nach Afghanistan und Pakistan.

Und überall stellt er dieselben Fragen: was haltet Ihr von den USA, den Menschen dort und der Regierung, was von Terror und Töten und was von Bin Laden. Und ganz wichtig: wo ist Osama??

Eine Mischung aus Ernst und Klamauk begleiten ihn, und er fragt ganz unterschiedliche Menschen: den einfachen Mann bzw. die einfache Frau von der Straße, Händler, politische und religiöse Aktivisten jeglicher Couleur und in manchen Ländern auch Vertreter der Mächtigen. In Israel präsentiert er v.a. die "hässlichen Juden", also Siedler und einen wütenden Mob Orthodoxer in Jerusalem, und die sind ja so viel gemeiner und fieser als der nette aber leider bettelarme Vater einer vielköpfigen marrokanischen Familie, der nach seinen Wünschen gefragt antwortet, er wünsche sich natürlich Bildung für seine Kinder und Frieden auf der Welt.

Hier sind wir auch schon beim Kernproblem des ganzen Films angelangt: Spurlock schafft es sogar, die schlimmsten und menschenverachtensten Bösewichte der saudischen Wahabiten-Diktatur zwar stasihaft krank und hoffnungslos rückständig, dennoch "irgendwie kauzig" darzustellen.

Ja, eine Momentaufnahme einer saudischen Moschee, in welcher der Imam zur Beseitigung aller Christen und Juden vom Planeten aufordert wird auch gezeigt, aber irgendwie ist die ganze "Reportage" seltsam verzogen und v.a. für den Kenner der islamistischen Materie seltsam "rechtfertigend".

Da wird klar: dieser Film ist hauptsächlich für Amis gemacht. Und zwar Amis, die keine Ahnung von der Welt haben, die in den Nachrichten immer nur die Bilder von arabischen Terroristen sehen und daher jeden Muslim sofort für einen glühenden Anhänger Bin Ladens halten. Spurlocks Botschaft ist sehr simpel: hey, Landsgenossen, die Mehrzahl der Leute in diesen "schlimmen Ländern" sind ganz normale Leute die sich um ihre Familie sorgen und die überhaupt keine Lust auf töten haben. Klar, sie hassen die USA, aber die meisten können zwischen "normalen Amis" und deren Regierung unterscheiden und würden Euch ja gar nicht persönlich den Kopf abschneiden - hey, das sind ja zum Großteil auch nur Menschen dort!"

Was für den aufgeklärten Europäer so hanebüchen und selbstverständlich klingt, scheint für viele Leute in Ameristan in der Tat eine neue Einsicht zu sein - zumindest in Bezug auf die bösen Araber.

Was mich an dem Film am meisten störte, ist die Einseitigkeit in Sachen Israel.

Da werden nämlich v.a. Bilder gezeigt, die einen denken lassen "die Israelis haben ja einen Sprung in der Schüssel" - dass extreme, tumb-religiös motivierte Siedler ("es war schon immer unser verheissenes Land") und aggressive Orthodoxe in Israel eben auch nur begrenzte gesellschaftliche Gruppen sind, dass sich ein Großteil der Israelis der schwierigen Umstände bewusst ist und sich nichts lieber wünscht, als gesprächsbereite Palästinenser, mit denen man vernünftig über eine Zwei-Staaten-Lösung sprechen kann (dass es aber auf Seiten der Palästinenser immer noch niemanden gibt, der die simple Tatsache der haushohen israelischen Überlegenheit und die Alternativlosigkeit zur Zwei-Staaten-Lösung einzusehen scheint; das die Palästinenser sich immer noch in einem Drogen-Traum -die Droge ist hier religiöser Nationalismus- ) befinden, sie könnten "ihr Land" "befreien" - das erwähnt der Film leider wenn überhaupt nur ganz am Rande, aber meiner Erinnerung nach gar nicht.

Dass schliesslich die Aussage, Al-Qaeda bediene sich der Nahost-Frage nur, weil sie wisse, dass sie somit in der gesamten islamischen Welt Sympathien sammeln kann, eben nur einen Teilaspekt der Realität darstellt, wird im Film auch nicht angesprochen. Wie auch, denn die GANZE Wahrheit würde ja den Anspruch des Films, die "guten Araber" zu präsentieren, sofort zu nichte machen.

Diese "GANZE Wahrheit" welche ich meine ist eine simple Tatsache: Muslime hassen Juden. Vom Maghreb bis nach Afghanistan werden Juden gehasst. Nicht Israel, nicht die israelische Politik. Sondern Juden. Hitlers Erbe liegt nicht etwa in der aktuellen israelischen Tagespolitik (auch wenn viele sogenannten "Linke" und "Gutmenschen" in Deutschland das gerne so sehen), Hitler Erbe, der absolute, blinde Hass auf alles Jüdische ist integraler Bestandteil der islamischen Persönlichkeit, des islamischen Selbstverständnisses.

Natürlich in unterschiedlich starker Ausprägung. In der Türkei mag es weniger stark sein (dort hat man ja auch genug "Feinde im Innern" wie die Armenier oder Kurden oder Aleviten, die man hassen kann), in Saudi-Arabien und im Iran ist der Judenhass inzwischen Bestandteil der Muttermilch.

Ich weiss aus Algerien dass dort schon die Generation meines Vaters von Klein auf mit Geschichten über Juden "versorgt" wurden, die den Antisemitismus zu einer tief verwurzelten, fast nicht mehr reparablen Sache machten.

Daher stellt Spurlock in seinem Film auch keines Mal die direkte Frage an Muslime: "Was denken Sie über Juden?" Er fragt hier und da versuchsweise nach Israel und dem Nahost-Konflikt, blendet aber rassisch-religiösen Hass gegen Juden komplett aus.

Ein weiteres Problem ist dass der Iran nicht besucht wird, aber dass könnte auch politische Gründe haben.

So kann ich als Fazit nur sagen: einseitig, platt, sentimental aber in keinster Weise investigativ. Schade eigentlich...

Welcome to Nerdistan!

Gestern war hier eine "Hobby Fair" wo Kolleginnen und Kollegen Stände hatten, um ihre Hobbies zu präsentieren oder bereits hier existierende "Clubs" sich vorstellten.

Und natürlich hab ich mir einige angeschaut, aber den meissten konnte ich widerstehen: dem Go-Club ebenso wie dem Redenhalter-Verein oder den diversen Sport-Circles. Beim "Kampf mit historischen Waffen"-Verein musste ich zwar staunen, denn schliesslich hatten die richtige Schwerter und Rüstungsteile dabei, aber auch hier dachte ich mir: zu extrem, viel zu extrem. Und schau dir die Typen an...all die bärtigen IT-Leute, die zu viel Lord of the Rings gesehen haben und sich jetzt für Zwerge und Krieger halten, die an die Türen ihrer Besprechungsräume Aufkleber der "Dharma Initiative" kleben? Die Modelle von StarWars-Raumschiffen auf ihren Schreibtischen stehen haben? Oder einen Mülleimer der wie R2D2 aussieht? Nein danke, mit denen will ich keine mittelalterlichen Kampftechniken simulieren!

Dann aber, als ich eigentlich schon auf dem Weg zurück zur Arbeit war.... SciFi-Fans Dublin?

Post von StarTrek, Babylon5 und Dune? Mal genauer hingeschaut, und schon in Gespräche über die Vorzüge von Babylon5 im Vergleich zu DS9 verwickelt oder warum Voyager mächtig saugt... hey, wo warn die Typen in den letzten 9 Monaten? (Ja, am 20.5. bin ich exakt 9 Monate hier gewesen...am selben Tag verlor ich offiziell und schriftlich den Trainee-Status - zwar rückwirkend zum 1.4., aber trotzdem - eine Geburt nach 9 Monaten!)

Und in der Tat: ich hab die Nerds und Geeks noch nie "bewusst" gesehen (ist auch nicht schwer bei inzwischen über 1500 Kollegen). Jetzt bin ich auf einer Mailinglist wo sich mächtig über SciFi und Fantasy unterhalten wird und ab nächster Woche gibt es regelmässige "SciFi-Lunches", und es ist vorgesehen, dass wir uns die komplette Babylon5-Serie abends nach der Arbeit in irgendeinem Konferenzraum per Beamer reinziehen...

...sounds like paradise to me! :-)

Sonntag, 18. Mai 2008

Bücher-Ecke: "Wir Deutschen - warum die anderen uns gern haben können" von Matthias Matussek

Aktuelle Version dieser Rezension hier:
http://biblioversum.blogspot.com/2009/11/matthias-matussek-wir-deutschen.html

Zunächst einmal war ich doch etwas skeptisch bei diesem Buch. Warum sollte ich es überhaupt lesen? Ich mag Patriotismen nicht und verachte Menschen, welche
es nötig haben "ihr Land zu lieben", um dadurch irgendwelche psychischen Mankos auszugleichen oder sich wichtig zu fühlen. "Vaterlandsliebe" war für mich
immer Zeichen eines tief sitzenden Minderwertigkeitsgefühl - schon mit 14 Jahren zitierte ich hier gerne Schopenhauer, der "Nationalstolz als einen Ersatzstolz
für den persönlichen Stolz eines Menschen" bezeichnete.

Warum sollte ich dieses Buch also lesen? Nun, zunächst einmal weil es mir von einem guten Freund zu Weihnachten geschenkt worden war, noch dazu einem Freund,
dessen literarisches Urteil ich zumeist teile und dessen Urteilen ich oft blind vertrauen konnte. Hatte er es mir mit einem Augenzwinkern geschenkt, oder hatte
er sich seit der Fussball-WM nun auch zu einem Patrioten gewandetl? Oder war das Buch gar seine beschwichtigende Antwort auf meine teilweise zugegebenermassen
oft harschen Blog-Beiträge?

Wie dem auch sei, da lag dieses Buch und so beschloss ich, es zwischen "Elric" und "Ulysses" quasi als "leichte Lektüre" einzuschieben.

Vielleicht war es auch ein halb ironisches Geschenk auf Grund meines Exils gewesen, denn ich muss zugeben dass ich mich selten so "Deutsch" fühlte wie hier.

Um was geht es nun in diesem Buch?
Matussek hat das Buch für die WM 2006 geschrieben - nun, nicht FÜR die WM, aber wohl doch auch anlässlich dieses Events. "Patriotismus" war und ist für Deutsche
ein schwieriges Thema. Während sich die uns umzingelnden Freunde teilweise doch sehr in ihrem Patriotismus baden, oft gar in blankem Nationalismus, werden auch
heute noch Leute, die sich in Deutschland offen als "Patrioten" bezeichnen, als alt- oder neu-Nazis gehandelt, oder es sind einfach verwirrte und historisch "dumme"
Gestalten.

In diesem Buch nun versucht Matussek, den Blick auf die deutsche Geschichte zu erweitern, und er arbeitet klar gegen die Auffassung, Deutschland als junge Nation zu
verstehen, welche aus dem grössten Verbrechen der Menscheitsgeschichte entstanden ist. Vielmehr ist es Matussek an der deutschen Kulturnation gelegen, welche ja
bereits lange vor der nationalen Einigung Bestand hatte.

Während die Briten ganz klar unter einer psychotischen Besessenheit mit einem fiesen "Nazi-Fetischismus-Virus" leiden (und selbst sehr starke Patrioten sind, die
sich zwar gerne an die Arthus-Legende erinnern aber über die britischen Blutbäder der Geschichte gerne auch mal hinwegsehen), fällt es den Deutschen nach wie vor
schwer, über jene dunklen Zeiten zwischen 1932 und 1945 hinaus zu sehen.
Wir werden nicht nur von Aussen mit Hitler und seiner "Familie" an blutrünstigen Generälen assoziiert, wir assoziieren uns auch selbst noch viel zu oft mit dem
Diktatoren-Gesindel und den irren Massen, welche ihnen folgten.

Matussek will diesen Teil der Geschichte nicht leugnen oder auslöschen, aber den Blick seiner Leserschaft einmal auf andere -ältere- Teile der deutschen Geschichte
lenken. Und er wehrt sich vehement und glaubhaft gegen das unter vielen Historikern nach wie vor verbreitete Urteil über "die Deutschen", dass die deutsche
Geschichte zwangsläufig auf Hitler und den Holocaust hinlaufen musste (am Besten schon seit Luther!).

Statt dessen spricht Matussek lieber über Heinrich Heine, und ich muss gestehen, sein Heine-Essay gehört zur leidenschaftlichsten und schönsten Liebeserklärung
an den jüdisch-deutschen oder deutsch-jüdischen, Deutschen jüdischen Glaubens oder wie auch immer, die ich je lesen durfte. Wie sehr konnte ich mich (auch in
meiner jetzigen Exils-Situation) mit Heine hier identifizieren: der nachts wehmütig in seinem Pariser Exil an Deutschland denkt, der (sprachlich eh!) ganz
Deutschland im Herzen trägt und daran leidet, dann aber bei einer Reise durch die deutschen Lande auch bitter über den "deutschen Michel" schimpft. Genau so
ergeht es mir ja auch bei jedem meiner Heimatbesuche! Die aus der Ferne als "gelobtes Land" vermisste Heimat wird bei Nähe betrachtet auch zu einem Tal der
Mißstände, und die Currywurst schmeckt auch nur in der Erinnerung und bei Fish&Chips so lecker...

Was das Buch für mich ausserdem zu einer vergnüglichen Lektüre machte, sind die in regelmässigen Abständen erfolgenden Attacken gegen die Engländer. Genußvoll
wird dieses arrogante Volk vorgeführt, nicht ohne Schalk im Nacken natürlich! Schön, dass der Autor hier aus eigener Erfahrung spricht anstatt mit Klischees
und Vorurteilen zu kommen.

Das das Buch ausserdem voller Interviews mit hochinteressanten Zeitgenossen (Harald Schmidt) und Zeitzeugen&Machern (Klaus von Dohnanyi) sowie deutschen "Klischee"-
Promis (Heidi Klum) ist, macht es nur noch reizvoller.

Die an alle gestellten Fragen "Sagen Sie mal einen unverkrampften Satz über Deutschland!", die heitere Art des Autors und sein hervorragender Schreibstil führen dazu, dass ich das Buch allen ans Herz legen möchte. Man findet hier ein schönes Bild, Momentaufnahmen und Reiseberichte aus einer ehemals gespaltenen Nation, 15 Jahre nach der Wiedervereinigung.

Auch wenn meine Lebensphilosophie sich stark an Jiddu Krishnamurti orientiert und ich daher strikt gegen eine Identifikation mit "Nation", "Religion" etc... bin, (und hierin auch nicht mit dem Autor übereinstimme), so muss ich doch zugeben, dass mir das Buch grosses Vergnügen bereitet hat, und das liegt v.a. daran:
bei allem Spott über die Engländer, bei allem Zynismus, ist Matussek vor allem eins: ein Humanist. Ihm liegt stets der Mensch am Herzen, und diese Menschlichkeit durchzieht wie ein feiner Geruch das gesamte Buch. Beim Lesen des Buches denke ich über seinen Autor: das ist ein Mensch, den ich gerne einmal kennen lernen würde - was kann einem ein Buch denn schon besseres bieten?

Samstag, 17. Mai 2008

Frühling, Serien, Beförderung...

Nach einem kurzen Gastspiel an der Japanologie Tübingen (der "Arbeitskreis Japanische Religion" hatte sein alljährliches Treffen und ich durfte über meine Magisterarbeit und meinen Job bei Google vortragen), bei dem ich leider kaum Freunde treffen konnte vor Plänen, Terminen etc... (ein grandioser Abend meines Vaters im Tübinger Sudhaus war das absolute Highlight und den hohen Eintrittspreis mehr als wert, doch dazu mehr in einem gesonderten Thread) bin ich nun also schon seit 5 Tagen zurück in "Paradise City"...

Und das Wetter ist erstaunlich schön diese Tage, seit einer Woche jeden Tag Sonne und kaum Regen. OK im Vergleich zu Deutschland ist es hier kühler, da fast ständig ein Wind geht, aber dennoch können wir zum ersten Mal dieses Jahr unseren Garten geniessen.

Heute habe ich wiedermal gemerkt, dass mehr Schwabe / Deutscher in mir steckt als ich dachte. Der Rasen vor unserem Haus sowie in unserem Garten schrie geradezu nach einem Rasenmäher, und der heutige schöne Samstag bot sich da natürlich mehr als an. Also den alten Elektro-Rasenmäher aus dem Schuppen geholt und frisch ans Werk gemacht (nachdem ich den Vormittag mit der vorletzten "Lost"-Folge der 4. und der letzten "Supernatural"-Folge der 3. Staffel verbracht hatte...). Und beim Arbeiten hatte ich sogar richtiggehend Spass daran, das garstige Grün umzumähen und die Reste bis zur totalen Vernichtung zusammenzuharken...  :-)

Und nur das Fehlen eines geeigneten Besens hielt mich davon ab, die Straße zu fegen - hier kam ganz klar die Kindheit und Jugend im Schwäbischen zum Vorschein, allerdings kühlte sich mein Mut nach getaner Arbeit dann doch wieder, und jetzt stelle ich mir viel existentiellere Fragen:

WAS UM GOTTES WILLEN SOLL ICH DENN JETZT GUCKEN??

Lost ist in zwei Wochen erstmal mit der 4. Staffel fertig, Supernatural (super letzte Folge, mal wieder mit dem Klassiker "Carry On Wayward Son" von Kansas eröffnet, und mit einem geradezu "Hellraiser-esquen" Ende) geht erst im September weiter, dasselbe gilt für "Heroes" und "Prison Break". Gar nicht zu reden von der allzu kurzen "Terminator - The Sarah Connor Chronicles" - Serie, die wegen des vermaledeiten Writer-Streiks nach nur 9 Episoden endete und deren Schicksal weiterhin ungewiss scheint (super war der Johnny-Cash-Song am Ende der letzten Episode...).

DS9 hatte ich mir nun noch die 7. Staffel auf DVD geholt (bei amazon.co.uk für ca. 25.- Euro neu inklusive Porto...unglaublich...und deutsche Sprache war auch dabei, nicht dass ich das nutze, aber amazon.co.uk ist mehr als nur eine "Alternative" zum Deutschen Markt in Sachen Serien-Staffeln).

Also, ich bin offen für Tipps jeglicher Art! Dank Pirate-Bay und BitLord hol ich mir Serien in schönster Qualität relativ flott auf die Platte, es stellt sich nur die Frage, welche Serien sich wirklich lohnen... Battlestar Galactica? Die paar Folgen die ich sah haben mich nicht wirklich begeistert. "The Shield"? Ja gute Serie aber irgendwie hab ich keinen Bock auf "real life Bullen-Kram"... Dr. House soll ja keine "Arztserie" im klassischen Sinn sein, aber trotzdem hab ich Bedenken, damit jetzt noch zu beginnen... und die Housewives hab ich schon lange AdActa gelegt, Weeds fand ich scheisse und da steh ich jetzt und weiss nicht weiter :-)

Achja vorgestern wurde ich befördert, bin jetzt kein Trainee mehr, bekomme also ein paar Kröten mehr jeden Monat (pünktlich zum Rückzahlungsbeginn für mein Abschlussbafög und Bildungskredit ab diesen Monat... also eine Nullrechnung) und v.a. den wesentlich höheren Quartalsbonus - es geht also aufwärts, langsam zwar aber immerhin... habe mir sagen lassen dass WEIT ausserhalb von Dublin (also z.B. in Wexford) die Mieten ganz normales Niveau hätten, ich könnte also bei Wohnen dort monatlich ca. 700-800 Euro sparen, müsste aber ca. 3 Stunden täglich im Zug verbringen... sobald ich in der Lage bin, mir einen Umzug auch wirklich leisten zu können, werde ich diese Option ernsthaft andenken. Wär schön, zur Abwechslung auch mal Geld auf die Seite legen zu können...

So, dann werd ich mich mal wieder dem Samstag zuwenden. Prost! (die Beförderung natürlich gestern abend noch mit einigen Pints gefeiert...)

Samstag, 3. Mai 2008

Heimweh

"Heimweh" - welch seltsames Wort. Es ist so sehr deutsch, dass es einem im Allgemeinen Sprachgebrauch kaum auffällt, das "deutsch-sein" dieses Wortes.

Heimweh klingt so sehr nach "Wehmut", es schwingt ein gut Stück Heine darin.

Das Englische "homesick" ist eigentlich treffender, denn ähnlich wie der culture shock ist die homesickness in der Tat ähnlich einer Krankheit.

Heimweh ist fies, oft überfällt es mich, wenn ich es am Wenigsten erwarte.

In Irland ist jetzt Frühling, und seit ein paar Tagen sogar "unzynischer" Frühling, d.h. der Himmel ist öfter blau als bewölkt, und es scheint richtiggehend die Sonne. Abends ist es oft noch bis 20 Uhr hell, und mit Sweater schwitzt man sogar in den Straßen.

Die Bäume spriessen, Kirsch- und Apfelblüte wenn ich mich nicht täusche, und die Menschen wirken entspannter, fröhlicher.

Heute bin ich am Meerufer entlang zum Supermarkt gegangen und war eigentlich in guter Stimmung. Schließlich werde ich nächste Woche für ein paar Tage die Familie in Deutschland besuchen.

Dann im Supermarkt (ich hatte meine tolle Kundenkarte vergessen und konnte nicht wie sonst den elektronischen Checkout benutzen) warte ich in der Schlange an der Kasse und während ich mit Gedanken ganz woanders bin (nächste Woche halte ich an meiner Alma Mater einen Vortrag über meine Magisterarbeit und meinen derzeitigen Brötchengeber), fällt mein abwesender Blick auf die Einkaufswägen der Menschen vor mir.

Eine kleine, ältere, blonde Frau in der Schlange vor mir hat 3 Riesenpackungen weisses Toasbrot, 2 Gallonen Milch in den hier üblichen Plastikflaschen, einen gekochten Schweineschinken und einige Packungen der typisch irischen Schweinswürstchen im Wagen. Irischer geht es nicht. Der Blick schweift auf die Einkaufswägen anderer Menschen. Ähnliche Resultate (in meinem Wagen sind magere 250 Gramm Schweinefleisch, eine Fertigsauce für englisches Curry, indisches Naan-Brot und etwas Gemüse...) bei all den anderen (irischen) Supermarktbesuchern: alle haben sie so typisch irische Produkte in ihren Einkaufswägen, als wäre die Szene für eine Fernseh-Show gestellt worden!

Und plötzlich ist es da, das Heimweh. Es durchzuckt mich wie in Blitz aus sprichwörtlich heiterem Himmel, ich fühle mich - fremd. Ich bin fremd.

Natürlich weiss ich, dass alle anderen wissen, dass ich fremd bin. Ich schaue die Menschen an - den etwas dicken Typ an der Kasse, der lockige Kerl, der die Sachen für einen in die Einkaufstüten packt, und mich irgendwie an Pippin aus den 'Herr der Ringe'-Verfilmungen erinnert, die Leute vor und neben mir - 'irische Stereotypen'.

Es ist ein seltsames Gefühl, dieses Heimweh. Es ist Sehnsucht. Nicht nach "Deutschland" (ein Begriff, mit dem ich, Hitler hin, Matussek her, nix anfangen kann), nicht nach "Heimatboden".

Es ist ein Sehnen nach dem mir bekannten Kulturkreis.

Nein. Es ist das schlagartige Bewusstwerden, das körperliche Fühlen der 1200 Kilometer zwischen meinem jetzigen Seins-Punkt und dem Ort meiner Kindheit, meiner Eltern.

So gesehen ist Heimweh ein Gefühl, dass ich sicher auch in Berlin bekommen kann. Denn nur weil es dort mehr Nutella und weniger irisches Schweinefleisch gibt, heisst das ja noch lange nicht, dass ich in Berlin "heimisch" werden könnte.

Es ist auch die Situation: ich bin ja nicht nur für ein Jahr hier, wie damals in Japan (wo "Heimweh" sicher auch ab und an im Spiel war, allerdings hatte es dort mehr gespielten Charakter, ich konnte mich dort in meinem künstlichen Heimweh und Weltschmerz im Grunde auch sauwohl fühlen).

Hier und jetzt ist mir elend zu Mute, da hilft auch kein Ryanair. Es ist das Erkennen, dass ich in der Tat ausgewandert bin. Fini. No turning back. Zumindest nicht "einfach so": schnauze voll, zurück nach Hause - schnell und billig ist das nicht zu haben (und meine Bücher opfere ich auch dem Heimweh nicht).

Ja ich bin immer noch stolz, dass ich dem Arbeitslosenverwaltungsamt ein Schnäppchen geschlagen habe und nun bei der besten Firma der Welt arbeite. Ich bin immer noch der Meinung, dass es in Deutschland zu viele Dinge gab, vor denen ich davon ausgewandert bin. Ich bin mir immer noch bewusst, wie eingeengt und gefangen ich mich in Schwaben immer gefühlt habe und auch immer fühlen werde.

Und plötzlich muss ich an Heine denken. Der hat es in Deutschland auch nicht mehr ausgehalten, um dann in der Fremde, im Exil, sich regelrecht danach zu sehnen.

Ein in der Tat seltsames Gefühl, Heimweh.

P.S.

Inzwischen bin ich mir bewusst, dass es in meinem Fall mehr mit den Menschen, welche ich zurück lies, zu tun hat als mit irgendwelchen nationalen oder regionalen Besonderheiten. Familie und Freunde - sie sind und bleiben meine wahren Heimat... ihr fehlt mir.