Sonntag, 30. März 2008

Es war einmal...

... vor gar nicht langer Zeit, in einem gar nicht weit entfernten Land.

Morgens öffne ich meine Augen und weiß, dass ich bald schon zur Arbeit muss. Denn ohne Arbeit kein Brot und keine Wohnung, und auch kein Urlaub, mit dem die Gesellschaft mir die Illusion von Freiheit gibt - Prinzip Hundeleine. Denn nur der erholte Arbeiter ist ein guter Arbeiter.

Also schnell aufgestanden und unter die strombetriebene Dusche, die einen Höllenlärm macht, fast so gut wie ein Wecker ist das.

Zum Frühstück gibt es Brot der Marke "Deutscher Stolz", ein großes Glas deutscher Milch (auf die mein Land so stolz ist) und natürlich reine deutsche Butter, sowie Marmelade aus garantiert 100% deutschen Beerenfrüchten.

Schnell eile ich zum Nahverkehrszug, der den Namen "PFEIL" trägt und begebe mich zur Arbeit. Drinnen vor allem Deutsche, die paar sichtbaren Ausländer werden gemieden und sitzen alleine, bis es so viele Fahrgäste gibt, dass man sich neben sie setzen muss. Polnisches Gesockse ist auch anwesend, die sind gut genug, um unsere Bürotürme aus dem Boden zu stampfen.

"Überflutet von Ausländern" und ähnliche Sprüche zieren den einen oder anderen Bahnsteig - schließlich ist man hier in Deutschland und nicht in Terroristan - wo soll das noch hinführen??

Wärend meiner Fahrt im "PFEIL" lese ich den "HERALD", der mich über die wichtigsten Dinge informiert: wer wann wo Schönheitskönigin geworden ist, dass deutsche Forscher eine Antarktismission erfolgreich hinter sich gebracht haben, alle getöteten und Unfallopfer der letzten Nacht und natürlich den aktuellen Kinderschänder mit Foto und vollem Namen und Wohnort.

In der Arbeit denke ich nicht viel, bin froh wenn ich wieder in den Zug darf und ab nach Hause.

Noch kurz im Supermarkt vorbei, dessen Kassenzettel mir nicht nur die Gesamtsumme meines Einkaufs mitteilt, sondern auch, wie viel meines Geldes ich diesmal für "reine deutsche Produkte" ausgegeben habe.

Abends dann ein Fernsehprogramm, in dem es hauptsächlich um Trivia aus Deutschland geht und man den Rest der Welt so gut es geht ausblendet. Außer idiotischen Serien vielleicht noch ein auf Deutschland fixierter Rückblick über Geschehnisse im Land seit den 80er-Jahren.

Na, fühlt sich der geneigte Leser schon wie in einem schlechten Leni Riefenstahl - Film?

Nun, dann ersetze er einfach das Wörtchen "deutsch" jedesmal mit "irisch" und den "PFEIL" mit "DART" - et voilà dass ist in etwa mein Alltag!

Antisemitismus... und mein Wort zum Montag.

Ganz groß, was in 'Lizas Welt" zu lesen ist über Angela Merkels Rede vor der Knesset:

http://www.lizaswelt.net/2008/03/kleiner-leitfaden-fr-israelkritiker.html

Und im selben Blog auch gleich das wahre Gesicht der Hamas:

http://www.lizaswelt.net/2008/03/hamas-und-holocaust.html

Ich verstehe seit ein paar Jahren die sogenannte "Linke" in Deutschland eh nicht mehr.

Als ich noch 16 war (also vor 16 Jahren) trug ich kurzzeitig auch einen "Arafat-Schal", weil das "irgendwie links, also cool" war. Die Palästinenser waren natürlich die Opfer israelischer Aggression, und ausserdem war der PLO-Schal gleichzeitig ein Statement gegen Nazis und rechtes Gesockse. Dachte ich damals.

Inzwischen hat sich meine Meinung gründlich geändert, das ganze "rechts-links"-Schema passt eh nicht mehr, wenn ich mich überhaupt noch in eine Schublade stecken lassen will, dann in die der sogenannten "Antideutschen" - aber auch da passt mir zwar die grundsätzliche Stoßrichtung (pro Amerika, Anti-Faschistisch, Anti-Patriotisch, Pro-Israel, Anti-Islamistisch) aber andere Dinge wiederum nicht.

Daher - lieber ohne Schublade...

Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass Israel der einzig halbwegs freie, demokratische Staat im Nahen Osten ist, dass derzeit ALLE arabischen Staaten, und 99% der islamischen Welt einer patriarchalischen, militaristischen, faschistoiden und fanatischen Gedankenströmung zum Opfer gefallen sind, dass die Mentalitäten in diesen Ländern Diktaturen favorisieren und freies Denken und Meinung äussern dort sehr unpopulär sind.

Ich bin weiterhin der Meinung, dass der Islam in seiner buchstäblichen Deutung daran Schuld ist -sogenannte "liberale, aufgeklärte" Muslime sind nämlich im Grunde Häretiker, die den Koran nicht wörtlich, sondern allegorisch auffassen - im strengen Wortsinne also Ketzer.

Ich denke, dass der Islam unter den grossen Weltreligionen die Reformresistenteste und Guerilla-geeignetste ist. Würde ich einem Außerirdischen meine Ablehnung aller Religion an Beispielen erläutern wollen, kämen die meisten Beispiele aus dem Islam und dem Christentum.

Der sogenannten "Westen" ist meiner Meinung nach nur da wirklich frei und fortgeschritten, wo er (auch seine eigene) Religion aufgibt, bestenfalls noch als Traditionspflege versteht und das wissenschaftlich-aufgeklärte Denken vorherrscht. Derzeit gibt es leider kaum "religionslose" Gebiete und Länder, dass wären dann die wahrhaft freien Staaten...

...Amen!

Mittwoch, 26. März 2008

Der 7-Uhr-Zug

Zur Zeit nehme ich ab und zu den 7-Uhr-Zug (normalerweise steige ich erst um 8.23 Uhr ein, da ich um 9 Uhr mit der Arbeit beginne), da ich festgestellt habe, dass "die Stunde vor 9" mit die Produktivste am Tag ist (noch keine Sau im Büro).

Auch heute ist mir in diesem Zug wieder bestätigt worden, dass Irland wirklich ein "9 to 5"-Land ist: der irische Durchschnittsangestellte arbeitet zwischen 9 und 17 Uhr (wir hier i.d.R. zwischen 9 und 18 Uhr, aber wir haben eh keine klassischen Arbeitszeiten).

Steigt man morgens bereits um 7 Uhr in die Bahn, ist die Klientel eine völlig andere: viele Männer tragen statt eines Anzugs oder normaler Kleidung "richtige Arbeiterklamotten". Und: Polnisch ist dann im Zug fast schon mehr zu hören als Englisch.

Auch fiel mir -mal wieder- auf, dass hier in Irland die gleichen rassistischen Reflexe herrschen wie z.B. in Japan.

Auch dort war mir aufgefallen, dass man als "sichtbarer" Ausländer (in Japan also als Weißer oder Schwarzer) den relativen Luxus geniesst, in Bussen und Bahn so lange alleine zu sitzen, bis alle anderen Sitzplätze voll sind. Die "Looser" müssen sich dann quasi wohl oder übel neben den Ausländer setzen.

Heute morgen mal wieder: der Zug war ja noch relativ leer, jeder hatte also anfänglich "seine vier Sitze". So auch eine (junge und hübsche) Mitbürgerin dunkler Hautfarbe. Der Hammer war, dass diese in der Tat am Längsten alleine sitzen "durfte" - erst als bei Connolly Station der Zug sich schlagartig füllte (das war schon kurz vor Ende meiener ca. 35minütigen Fahrt) nahmen dann auch dort Leute Platz - nebem dem Gesockse sitzen ist halt allemal besser als stehen...

Ich nutze diese Abart menschlichen Rassismus gerne aus, um "sichtbare Ausländer" regelmässig zu schockieren: indem ich mich lächelnd in deren "4er-Abteil" setze, auch wenn noch viele andere Plätze frei sind. Die Reaktion ist jedes Mal dieselbe: Erschrecken. Und spätestens wenn ich ein i.d.R. deutschsprachiges Buch raushole ein kleines Lächeln...

Unterstützung von der "Titanic": Meine Ansicht Oster-Fernsehen

Heute las mein amüsiertes Auge auf der Website des Satiremagazins "Titanic", dass der Münchner Mufti Marx auch dort Munition lieferte:










 
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Kirche kritisiert brutales Oster-Fernsehen


Der Münchner Bischof Reinhard Marx hat die Fernsehverantwortlichen für ihre Filmauswahl an Ostern gerügt: Blutige Schocker wie "Stirb langsam" und "Passion of the Christ" seien nicht angemessen für den Tag, an dem Jesus Christus brutal mit Eisennägeln durch Hände und Füße ans Kreuz geschlagen worden sei. Wer sich ansehen wolle, wie ein Mensch qualvoll stürbe und anschließend Jahrtausende lang als Hinrichtungsopfer ausgestellt werde, solle gefälligst in die Kirche gehen. Außerdem habe er, so Marx, endlich mal wieder "Ein Höllenhund auf dem Weg zum Himmel" sehen wollen, wann denn der mal wieder liefe.



No comment!

Dienstag, 25. März 2008

Ein bisschen spät.... Arthur C. Clarke

Eines der größten Lichter der Science-Fiction ist diesen Monat verstorben.

Bevor ich mich hier in Elegien über sein Leben und Werk ergehe, verweise ich lieber auf den Abschied von Vint Cerf, einem der Gründerväter des Internet und ein VP Google's:

An appreciation of Arthur C. Clarke

Vint's Beitrag hab ich nichts weiter zuzufügen...

Montag, 24. März 2008

LOST - Season 4

Bekanntermassen bin ich ja ein großer LOST - Fan.

Auch die aktuelle vierte Staffel (die hier in Irland sogar mit nur +-3 Tagen Zeitverschiebung zu den USA ausgestrahlt wird!) ist mal wieder der absolute Hammer.

Leider leider (Streik der Drehbuchautoren?) scheint auch bei LOST diese Staffel mit weniger Folgen auskommen zu müssen als ursprünglich geplant - was den "Vorteil" hat, dass "Nebenstränge" weggelassen werden und jeder Teil ein ziemlicher Hammer ist.

Auch in meiner Firma scheint es genug Nerds zu geben, die Lost schauen, denn es gibt auch eine Firmeninterne Mailingliste für Lost-Fans, auf der sich nach jeder Folge ausgiebig unterhalten wird.

Wenn ich zurück denke, wie ich mit Lost anfing, kann ich nur sagen: Danke, Thomas!!! :-)

Einer meiner Kollegen machte uns auf eine interessante Theorie aufmerksam, welche so ziemlich alle Ungeklärtheiten der Serie erklärt - vorneweg: SPOILER! Wer sich überraschen lassen will, sollte diesen Link nicht öffnen. Allerdings muss gesagt sein, dass dieser Link zu einer Fan-Theorie führt, also natürlich nicht offiziell abgesegnet ist (wär ja auch ziemlich blöd von JJ, sowas zu tun).

http://www.timelooptheory.com/

Sonntag, 23. März 2008

Osterpogrom äh programm - nachtrag

Jetzt geht mir dann doch ETWAS der Hut hoch...

Im vor 2 Threads zitierten Spiegel-Artikel wird ein Interview mit dem Müncher Groß-Imam der Katholischen Großsekte wiedergegeben, ich zitiere:

"Marx wies auch auf die Verantwortung der christlichen Parteien für das Niveau des Programms hin: "Die CDU hat das Privatfernsehen doch gefördert und glaubte, die TV-Qualität werde sich bessern. Ich war da immer schon skeptisch. Nicht immer sorgt der freie Markt für Qualität", zitiert ihn das Blatt. Aber es greife zu kurz, allein den Medien den Verfall der Sitten vorzuwerfen."

Hallo, gehts noch??
Da zeigt der als Religion getarnte Faschisten-Vertein (warum wird sowas eigentlich immer nur Scientology vorgeworfen, wo es doch auf alle organisierten Religionen zutrifft?) mal wieder sein wahres Gesicht.
Klar, dass sich die "Qualität des Fernsehens" durch Privatisierung nicht automatisch verbessert, müsste doch jedem Kind klar sein. Die Post ist ja auch nur nerviger geworden seit der Privatisierung. Das hat aber eher etwas mit den Gesetzen des Kapitalismus zu tun (bzw. mit der Tatsache, dass die Mehrheit der Menschen eben aus Trotteln besteht, aber das ist eine andere Geschichte...).

Was der Müncher Obermufti hier aber meint, ist deutlich zu verstehen: Freiheit ist schlecht, Moral muss von einer Zentralgewalt her diktiert werden. "Nicht immer sorgt der freie Markt für Qualität" übersetzt man am Besten so:

- die Menschen sind unmoralische Affen, wehe wenn man sie tun und machen lässt wie ihnen beliebt. Eine Schande, dass wir nicht mehr die alleinigen Herren über die Menschen Europas sind wie noch zu den gepriesenen Zeiten des Hochmittelalters.

Wenn die boirischen Faschisten-Politiker dieser Tage ungestraft strafrechtliche Verfolgung von "Gotteslästerern" fordern (wie z.B. Herr Beck), dann fordere ich strafrechtliche Verfolgung dieses Bischoffs (oder Kardinals oder Emirs) aus München, denn seine Äusserung ist eine Beleidung jedes freiheitliebenden Menschen.

How to make Hamburg!

Es gibt ein japanisches Gericht, eine Hackfleischbulette, mit Käse überbacken und mit Ketchup gegessen, dass sich dort v.a. bei Kindern großer Beliebtheit erfreut.

Im Gegensatz zum "ham-baa-gaa-" (dem Hamburger) wird dieses Gericht "ham-baa-gu" genannt.

Und oft sehr lustig transkribiert:

How to make Hamburg!  Ich schmeiß' mich weg! :-)

Osterprogramm

Hehe,

auf Spiegel.de liest mein amüsiertes Auge, dass die Kirchen und rechtsaussen-Parteien in Deutschland erbost über das Fernsehprogramm auf den Privatsenden sind, denn dort wurde über Ostern "Stirb Langsam", "King Kong" und "Highlander" gespielt.

Die Wut dieser Faschos kann ich natürlich sehr gut nachvollziehen, denn hier auf RTÉ1, dem irischen Pendant zum staatlichen TV in Deutschland, kam am Samstag Abend ganz sittsam und Vassallentreu ein Live-Mittschnitt der Osternachts-Mette mit allen dazugehörigen magischen Ritualen.

(Nebenbei: schön zu sehen war, dass der Christengott seinen Schafen wohl nicht wohl gesonnen war, denn dem christlichen Obermufti gelang es trotz mehrmaligen Versuchen nicht, seine magische Zündkerze am zarathustrischen Osterfeuer zu entflammen. Nach mehrmaligen Fehlversuchen gab er genervt auf und entzündete die Kerze dann im windstillen Kircheneingang, wie, hat die Kamera dann gnädig ausgeblendet. Woran sich der Christengott wohl störte? Ob es irgendwas mit der Unterstützung G.W. Bush's zu tun haben könnte, mit irischen Soldaten im Tschad oder einfach nur mit seiner generellen Unzufriedenheit gegenüber der katholischen Großsekte?)

Tja, aber schaltete man hierzulande auf die privaten / britischen Privaten (Halleluja! Gepriesen sei der Kabel-TV-Gott!), konnte man sich an allerlei unchristlichem Programm sattsehen, was meine Heidenaugen natürlich erfreute:

- Supernatural (neueste Folge der aktuellen Staffel): Dämonen haben die Winchester-Brüder in Gestalt eines FBI-Agenten gefangen gesetzt, und um diese zu schlagen müsste man entweder einer jungfräulichen Christin das Herz herausschneiden oder eben alle Dämonen von Hand erledigen.

- Dawn of the Dead: Klasse Re-Make eines Zombifilm-Klassikers. Ja, der kam hier in der Samstag-Osternacht, ungeschnitten natürlich. Lecker!

- Das Boot. Herbert Gröhlegeyer schwitzt im Klassiker, Gott sei Dank ohne zu singen. Natürlich auf Deutsch mit Untertiteln.

- School of Rock. Jack Black verführt als leibhaftig gewordener Metal-Gott brave Eliteschüler zur Rock-Musik.

Mehr fällt mir grad nicht ein, aber die Auswahl war ganz erklecklich.

Also, deutsche Popenanhänger und Polit-Faschisten: was soll die ganze Aufregung???

P.S.

Dieser Artikel ist natürlich mit einem fiesen Lächeln und etwas zu viel Morgenkaffee im Kreislauf geschrieben - wie fast alle Artikel hier. Also nicht verletzt fühlen, wer mich kennt, weiss, wie "ernst" es mir um die höheren Dinge im Leben ist, aber eben auch, wie allergisch ich auf korrupte Systeme reagiere.

FROHE OSTERN!

(und DAS ist sogar ernst gemeint...)

Donnerstag, 20. März 2008

St.Patrick's Day - Rassismus und Vandalismus in Dublin

Es ist ja eine Tatsache, dass Irland bei den Deutschen nach wie vor im Ruf steht, eine "grüne Insel der Barden, Kobolde, netten Menschen, Mythen" etc... zu sein - warum, dass wird mir immer unerklärlicher.

Klar, landschaftlich hat diese Insel einiges zu bieten - aber da hört das Ganze auch schon auf.

Vor allem das Klischee von den "netten Menschen" wird mir immer unbegreiflicher - sind wir in Deutschland so unfreundlich, gewalttätig und verroht, dass uns selbst dauerbetrunkene Rassisten als Inbegriff der Gastfreundschaft erscheinen?

Oder schaltet der Deutsche im Urlaub sein Gehirn standardgemäss auf "Durchzug" und wird blind für all die Dinge, die ihn zu Hause im Alltag stören?

Auch St.Patrick's Day war wiedermal ein Tag voller Argumente dafür, Irland nicht nur touristisch den Rücken zu kehren, sondern es am Liebsten aus der EU auszuschliessen (am Besten gleich zusammen mit Großbritannien!) - die Geschehnisse hier "barbarisch" zu nennen ist nämlich noch leicht untertrieben.

Um was geht es?

Nun, da ist zum Einen mein eigener, zugegebenermassen recht eingeschränkter Erfahrungshorizont. Soweit kann ich mich nicht beklagen, wir standen am Montag um 12 auf der O'Connell-Street und haben die zweistündige Parade bei relativ schönem Wetter genossen. Natürlich sind mir all die Besoffenen da bereits aufgefallen.

Inklusive Touristen aus aller Welt waren wohl um die 670.000 Menschen anwesend. Direkt nach der Parade schlenderten wir noch über die Brücke, liefen Grafton Street hinunter und machten uns dann auf den Weg nach Hause - denn es war klar, dass es von nun an nur noch schlimmer werden konnte. Horden Betrunkener allerorten, jeder Pub, jedes Restaurant rammelvoll, die Strassen voller Menschen - auf dem Weg zum Zug kam uns eine Gruppe Jugendlicher (ca. 14jähriger) entgegen, schwer angetrunken, zwei Mädels mussten einen Jungen stützen, der sich im Laufen in Bausch und Bogen auf den Gehweg erbrach...

...der Rest des Tages lief für uns friedlich ab, da wir zu Hause waren. Erst die beiden darauffolgenden Tage habe ich von Kollegen gehört bzw. in den Medien gelesen, was sonst noch so alles passiert ist.

Da ist  zum Einen der 17jährige Guy Wallace. Dieser ist Engländer und war als Tourist in Dublin, um hier in den Genuss der Festivitäten am St.Patrick's Day zu werden. Er ist Pianist und kann jetzt bereits seine Karriere begraben. Wahrscheinlich muss er froh sein, dass nur diese und nicht ER begraben werden muss.

Was ist passiert? Um etwa 8 Uhr Abends war Guy auf der O'Connell-Street unterwegs, als er von einer der typischen betrunkenen irischen Jugendhorden angepöpelt wurde. Als diese mitbekamen, dass er Engländer ist, haben Sie nicht lange gefackelt und sich über ihn her gemacht. Er konnte sich retten, verlor aber einen Finger - wie genau, will ich gar nicht wissen.

Man lese hier: http://www.rte.ie/news/2008/0319/wallaceg.html

Außerdem noch in die Nachrichten geschafft hat es eine Vandalen-Bande, welche im Norden Dublins (unweit unseres Wohnorts) in einem Wohngebiet ihrer Zerstörungswut freien Lauf lies und sieben Autos in Brand steckte. Die Polizeit nahm in diesem Zusammenhang 12 Jugendliche fest (http://www.breakingnews.ie/archives/2008/0318/ireland/mhojmhojgbcw/).

Nicht nur St.Patrick's Day selbst war die Hölle los, die "Festivitäten" gehen ja schon am Donnerstag zuvor los. Auch meine Eltern kamen in den "Genuss", eine Schlägerei live mitzuerleben. Auch dass die Polizeit die ganze Woche hindurch alle Hände voll zu tun hatte, v.a. mit Verkehrskontrollen, ist hier wohl üblich.

Dieses Jahr wurden 389 Personen dabei ertappt, wie sie betrunken Auto fuhren...
http://www.breakingnews.ie/ireland/mhojmhqlkfsn/

Außerdem haben Jugendliche im Norden Dublins Mülltonnen von Anwohnern gestohlen und in einem Park in Flammen gesteckt - obszönerweise vor einem Denkmal, dass den Opfern eines Großbrands der Gemeinde gewidmet war...

Auf dem "Head of Howth", dem Berg Binn Eadair, hat eine Gruppe Jugendlicher versucht, einen Fiat Punto die Klippen hinunterzuschieben. Als dies nicht klappte, haben sie das Auto halt so demoliert...

...auch als ich mit meinen Eltern dort spazieren lief, sahen wir auf einer großen Brandfläche ein ausgebranntes Autowrack...

Und das ist nur das, was ich in den letzten 4-5 Tagen zu sehen und hören bekam...

Sonntag, 9. März 2008

Endlich Urlaub!

Wenn man mal Weihnachten ausser Acht lässt, habe ich nun endlich das erste Mal eine Woche am Stück frei seit meinem Arbeitsbeginn letzten August.

Als im November Marko & Manu zu Besuch waren war es ja nicht ganz eine Woche sondern nur 3 Tage.

Ob ich diesmal abschalten und die Arbeit ein Stück weit vergessen kann?

Wohl kaum, denn da ich bis 31.3. noch viel zu tun habe, um meine Targets zu erreichen (und dadurch meinen Trainee-Status zu verlieren und mich für 100% des Q1-Bonuses zu qualifizieren...) muss ich auch im Urlaub zumindest ein bisschen was tun. Ist eben kein normaler Job...  *seufz*

Trotzdem freue ich mich riesig auf den Eltern-Besuch, ach ja, Sightseeing & Mittagessen bei Google sind natürlich fester Bestandteil des Programms, daher auch hier nur teilweise Loslösung vom Brötchengeber. Wird Zeit, dass ich mir mal einen "klassischen" Urlaub gönne, sprich: anderes Land, anderes Klima, zwei Wochen am Stück minimum... mal sehen, wann dazu genug Groschen hängen bleiben.

Nun heisst es erstmal "Dublin und Umgebung präsentieren", auf dem Programm stehen natürlich Pubs, zwei Tagesausflüge (nach Tara, Newgrange und Monasterboice am einen, nach Enniskerrie/Powerscourt und Glendalough/Wicklow Mountains am andern Tag) sowie natürlich Dublin (die Jameson-Distillerie und abends Live-Musik und Essen im 'Brazen Head' sind natürlich wiedermal dabei), Sutton und Howth - ein Spaziergang auf "Binn Eadair" muss diesmal auf alle Fälle mit dabei sein.

Wenn ich dann noch an den Märchenabend am Mittwoch denke, ist das Programm schon gut voll.

Ich habe u.a. das Feedback bekommen, mein Blog sei so textlastig bzw. bilderleer. Das stimmt wohl, denn ich bin nunmal überhaupt kein Fotografier-Freund, ist mir zu stressig, v.a. die Nachbearbeitung sprich das Anlegen von Webalben ist mir immer viel zu viel Aufwand.

Dennoch dürften diese Woche ein paar Bilder hängen bleiben - die kommen dann allerdings in die Webalben.

Na denn: Prost!

Mittwoch, 5. März 2008

Deutscher orientalischer Märchenerzähler live in Dublin!

The Narrative Arts Club is proud to present an evening of storytelling
in German, with the Algerian storyteller Naceur Charles Aceval.

Naceur Charles Aceval will tell tales from his soon-to-be-published
novel, The Man Who Did Not Want To Die, in German.
Naceur Charles Aceval erzählt Geschichten aus seinem Märchen-Roman
"Der Mann, der nicht sterben wollte".

Wednesday 12 March from 8pm (doors 7.30pm).
Mittwoch, 12. März 2008, 20:00 Uhr (Einlaß: 19:30 Uhr)
Library Bar Extension, Central Hotel, Exchequer Street, Dublin 2
Admission EUR 5. Concessions EUR 2.
Eintritt: 5,- Euro / 2.- Euro (Schüler, Studenten)

Naceur Charles Aceval was born on the Algerian plateau and grew up in
a family of storytellers with a strong Bedouin influence. He has lived
in Germany for many years and performs as a professional storyteller,
telling the traditional tales he grew up with, as well as Eastern
folktales and wisdom tales.

Über den Erzähler:
Geboren in den algerischen Hochebenen, an der Schnittstelle des
Nordens und Südens, wo die Nomadenstämme im Frühjahr ihre Zelte
aufschlagen und sich die städtische Kultur der Sesshaften mit den
Traditionen der Beduinen vermischt, ist Naceur Charles Aceval
aufgewachsen mit den Märchen seiner Mutter und Großmutter, beide
traditionelle Märchenerzählerinnen. Im Zelt seiner Großmutter hörte er
von Klein auf die Nomadenmärchen seines Stammes, der Ouled Sidi
Khaled.

Er lebt seit vielen Jahren in Deutschland und hat in seinem Repertoire
neben den Märchen seines Stammes auch andere, vorwiegend orientalische
Märchen und Weisheitsgeschichten.

Am Mittwoch, den 12. März 2008 schlägt er nun sein Zelt für einen
Abend in Dublin auf, wo ihm der "Narrative Arts Club" freundliche
Aufnahme gewährt.

Lassen Sie sich verzaubern und lauschen Sie an diesem Abend der Stimme
eines authentischen Märchenerzählers!

More about Naceur Charles Aceval: http://www.aceval.net/9.html
More about the Narrative Arts Club: http://tinyurl.com/2barxo

Dienstag, 4. März 2008

Good-bye, Mr. Gygax!

http://en.wikipedia.org/wiki/Gary_Gygax

Letzte Nacht ist Gary Gygax, Begründer des Fantasy-Rollenspiels "Dungeons & Dragons", gestorben.
D&D war auch mein erstes Rollenspiel, welches ich im zarten Alter von +-10 Jahren zum ersten Mal kennenlernte...also gegen Mitte der 80er-Jahre.
Zwar habe ich mich quasi sofort danach dem "Schwarzen Auge" zugewandt, jedoch gilt Mr. Gygax der Respekt, als "Gründervater des Rollenspiels" dieses Genre als solches überhaupt etabliert zu haben.

Und klassisches Rollenspiel hat mein Leben stärker beeinflusst als ich mir wahrscheinlich bewusst bin, auf alle Fälle war der Impact stärker als  jener der Religion :-)

Möge Mr. Gygax keine "Ruhe" finden sondern auf Drachenschwingen auf zu neuen Ufern fliegen...

Sonntag, 2. März 2008

Rassistische Übergriffe - auch in Irland längst Alltag

Heute las ich bei "Spiegel-Online", dass in Berlin eine junge Rassistin einen 19jährigen Mitbürger dunkler Hautfarbe auf die S-Bahn-Gleise geschubst hat, unter rassistischem Gezeter.

In Deutschland lebend hatte ich immer den Eindruck "Oh weh, die alten doitschen Geister stehen wieder auf". Hier in Irland sind solche Übergriffe (und viel schlimmere!) jedoch längst Alltag.

Letzte Woche hatte ich mir ausnahmsweise mal eine Tageszeitung zu Gemüte geführt (nein, kein Metro-Blättchen, sondern den "Irish Independent") und dort waren gleich mehrere "boulevardmässige" Artikel über solche Übergriffe.

Der Schlimmste in jener Ausgabe des "Independent" war einer über zwei polnische Gastarbeiter, welche im Südwesten Dublins von einer Horde irischer Jugendlicher getötet wurden, und zwar mittels eines Schraubenziehers.

Die beiden Opfer waren gerade auf dem Nachhauseweg vom Supermarkt, als sie unterwegs von einer jener jogginghosentragenden Jugend-Gangs angepöpelt und rassistisch beschimpft wurden, die hier in Irland allerorten ihr Unwesen treiben. Die beiden Polen haben den Fehler gemacht, dass sie nach Ablieferung der Einkaufstüten zu Hause wohl aus Wut wieder auf die Strasse sind, um die Jugendlichen zur Rede zu stellen. Der eine wurde sofort mit einem Schraubenzieher niedergestochen, als sein Freund ihm zur Hilfe eilen wollte, haben sie ihm das Werkzeug in den Kopf oder Hals (bin mir da nicht mehr so sicher) gerammt, er ist noch vor Ort gestorben, der sein Freund dann zwei Tage später im Krankenhaus.

Die Täter waren zwischen 15 und 20 Jahre alt, es waren auch einige Mädels darunter.

Was soll man da noch sagen? Hier in Irland hat man echt verloren, wenn man ein "sichtbarer" Ausländer ist. Aber auch das "Polen-spotting" scheint bei vielen Iren eine beliebte Tätigkeit zu sein. Da Polen die größte Einwanderergruppe sind (gefolgt von Chinesen), schlagen Ihnen auch ziemliche Hassgefühle entgegen.

All die schönen Theorien von wegen Frankreich hätte sich auf "weisse christliche Immigranten" beschränken sollen und hätte dann heute nicht die Probleme, welche es nunmal hat, werden dadurch ad absurdum geführt...