Mittwoch, 16. September 2009

Mord in Irland - Mord in Deutschland: ein Unterschied

Ich bin erstaunt über den Medien-Hype, den der Münchner S-Bahn-Mord in den deutschen Medien erfährt (bis hin zu bundesweiten Nachrichtensendungen!).

Hier in Irland sind solche und ähnliche Morde ziemlicher Alltag und immer nur eine kurze Notiz wert. Diesen Sommer gab es Wochenenden, an denen alleine im Großraum Dublin 2-3 Morde geschahen, teilweise so spektakulär, dass man daraus in Deutschland riesengroße Stories gemacht hätte.

Nicht so hier. Eine Frau, die mitten im Stadtzentrum, gleich um die Ecke bei O'Connell-Street am hellen Samstag-Nachmittag mit einem Küchenmesser in den Nacken gestochen wird und vor Ort verblutet.  Schießereien und Banden-Morde in Dublins Northside (z.b. im Vorort "Coolock", der direkt angrenzt an den 24-h-Tesco in welchem wir immer einkaufen). Etc., etc.... meist sind diese Morde nur eine Meldung in den Abendnachrichten desselben Tages wert, u.a. natürlich auch weil am nächsten Tag schon die nächsten Mord- und Totschlag-Geschichten anfallen.

Ich frage mich jetzt natürlich mehrere Dinge:

- wie kann es sein, dass in einem Land mit 80 Millionen Einwohner gefühlt weniger brutale Morde geschehen wie in einem 6-Millionen-Einwohner-Land?

- Ist das gar nicht so? Geschehen in Deutschland in absoluten Zahlen gemessen mehr Morde als in Irland?

- Wenn ja, welche Bedingungen muss so ein Mord erfüllen, um wie der jetzt in München in das nationale Bewusstsein vorzudringen?

- Ist es vielleicht im Gegensatz so, dass Irland so klein und friedlich ist, dass hier halt noch 100% der Gewalttaten in den Nachrichten auftauchen, was in Deutschland gar nicht mehr möglich ist? Entsteht deshalb der (falsche) Eindruck, dass Irland gewalttätiger sei als Deutschland?

Was für Fragen man sich so stellt, wenn man mit Influenza im Bett liegt...

1 Kommentar:

  1. - wird der S-Bahn Mord möglicherweise gerade so durchgekaut, weil Wahlkampf ist?

    ... wäre noch so eine Frage.

    Ich glaube, aber es liegt unter anderem an einem anderen Punkt:

    Die Tat verunsichert deshalb so, weil das Opfer eigentlich alles richtig gemacht hat. Es hat genau die Zivilcourage gezeigt, die immer gern eingefordert wird, habt aber gleichzeitig auch alles getan, um die Situation zu deeskalieren. Dass dieser Mensch dennoch Opfer eines Verbrechens wurde, lässt viele ratlos zurück.

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