Samstag, 29. Dezember 2007

Weihnachten in Irland

Ja, da waren wir gespannt: wie feiern die Iren eigentlich Weihnachten?

Enttäuschen simpel (und vorhersehbar) dann die Antwort: besoffen!

Kein Scherz. Unser (sehr nette) Vermieter hat uns mit seinem Jeep zum Weihnachtsbaumkauf begleitet und uns dabei über den hiesigen Ablauf des Weihnachtsfestes aufgeklärt.

Am 24.12. ist bis zum Abend (+- 18 Uhr) noch alles ziemlich normal (auch ich habe da noch gearbeitet).

Da in Irland die Pubs an exakt zwei Tagen im Jahr geschlossen haben (25.12. und Karfreitag) bekommen hier alle Panik und verbringen so den Heiligen Abend saufend im Lokal. Entweder danach oder davor besucht man noch eine Messe (entsprechend ist also ein Großteil der Kirchgänger an diesem Abend sturzbetrunken).

Der 25.12. ist dann der Tag, an dem man sich im Familienkreis vollschlägt: Riesentruthähne erschraken uns schon eine Woche vor dem Fest im Kühlregal unsere lokalen Edelsupermarktes "Superquinn" (wahrliche Risenhühner, die großen Exemplare sind laut Aufschrift für ca. 15 Personen gedacht und kosten stattliche 70.- Euro). Ausserdem der "Weihnachtsschinken" (Ham): Riesenstücke Schweineschinken, die "kleinsten" fangen bei Preisen um die 25,- Euro an (die "normalen" kosten dann schon zwischen 50 und 60 Euro).

Das Kaufverhalten der Iren zwei Tage vor dem Fest war dann auch sehr interessant. Der Supermarkt war bis 2 Uhr nachts geöffnet, und fast ständig rammelvoll. Keine Familie ohne Truthahn und Schinken, dazu noch tonnenweise Schweinewürste (die dann in Speck gerollt dargereicht werden). Als "Gewissensberuhiger" sind dann noch "greens" Pflicht, i.d.R. Rosenkohl (der dann aber auch mit Speck gekocht wird).

Noch in Gänsefett gebratene Bratkartoffeln, eine "Cranberry"-Sauce (auf Deutsch: "Moosbeere" - eine Gattung der Heidelbeere) zum Fleisch - und fertig ist das Weihnachtsessen.

Wir hatten vor, es diesmal "original Irisch" anzugehen und haben am 25.12. cirka 6 Stunden in der Küche verbracht (der Truthahn brauchte fast 4 Stunden im Ofen, er wird gefüllt dargereicht mit einer Füllung aus sehr groben Semmelbrösel, gekochten und kleingehackten Maronen, frischen Gartenkräutern, Speck, Knoblauch und Zwiebeln) und hatten am Abend dann gar keinen rechten Hunger mehr.

Auf die Schweinswürstchen haben wir verzichtet, und ich habe noch zwei Flaschen Wein (Bourgogne Pinot Noir, Muscadet sur Lie... die Preise für den Wein treiben einem auch die Tränen in die Augen...insgesamt ca. 25 Euronen...) besorgt. Es war auf alle Fälle ein schöner und leckerer Tag!

Die letzten Tage haben wir von den Resten gezehrt: Truthahn, Schinken.... mal in Scheiben mit Spiegelei, mal als "Truthahn-Curry" auf thailändische Art mit Kokosmilch... wir haben immer noch Reste von dem verdammten Vogel im Kühlschrank! (dabei haben wir eine "Mini-Variante" gekauft!!!).

Nunja, das Weihnachtsgeld war also familientypisch angelegt! :-)

Die 6. Todsünde: Trägheit - Sloth

Wie heisst es so schön auf www.7todsuenden.ch?

 



"Die Sünde der Unterlassung von Werken: von geistlichen wie auch körperlichen, Quelle und Wurzel der Apathie, der Gleichgültigkeit und des Schmarotzertums.
Hat im Zeitalter der motivationslosen Spassgesellschaft höchste Aktualität. "

 


Und im Zeichen dieser Trägheit habe ich diese Woche verbracht.


Vielleicht war die Tatsache, dass in Irland am 25. und 26.12. alle Bahnen und Busse ausfielen, mit ausschlaggebend - zumindest haben wir diese Woche so ziemlich NICHTS getan. Ich hatte zwei Tage Urlaub und haben diesen genutzt, um ausser Essen, Prison Break und diverse downgeloadete Filme zu schauen hauptsächlich zu schlafen.


Selbst heute, am 29.12., hat dies noch kein Ende: nach dem Aufwachen gegen halb 12 erstmal Müsli, zurück in die Heia, die nächste Folge Prison Break im Laptop geschaut. Schlimm, schlimm.... es gäbe ja so viele Alternativen, und sei es nur das gute alte Lesen.


Zwar liegen auf meinem Nachttisch gerade drei Bücher (Dickens: A Christmas Carol; Eileen O'Faoláin: Irish Sagas & Folk Tales; Gustav Schwab: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums) und meine drei Bücherregale am Bettende schreien mich geradezu an: "Nimm Dir ein Buch! Füttere Deinen Geist!" - aber der Teufel hat den Menschen wohl in der Tat das Internet gegeben, und seit ich über einen Laptop mit W-Lan-Anschluss verfüge, lese ich erstaunlich wenig... (und dank Seiten wie www.joox.net lade ich erstaunlich viele Filme in guter Qualität runter...) .


 


So steht diese Weihnachtswoche also fast gänzlich im Zeichen der Trägheit - und ich geniesse es in vollen Zügen!


Erst jetzt wurde mir bewusst, in welchem Trott ich gefangen war, wie meine Gedanken ständig, auch am Wochenende, um Themen der Arbeit kreisten.


Erst jetzt, nach ein paar Tagen des Nichtstuns, wird mir klar, dass ich ca. drei ganze Tage lang mal NICHT an die Arbeit gedacht habe! Erst heute, kurz vor dem Wiederbeginn (ja, ich arbeite bereits am 31.12. wieder) kommt das Thema so langsam wieder hoch.


Und beschweren kann ich mich ja nicht. Es gab ein nettes Weihnachtsgeld, und als Überraschung haben wir alle noch kurz vor dem Fest einen iPod Shuffle geschenkt bekommen, als Dank für ein großartiges drittes Quartal mit Rekordumsatz.


Nein, beschweren kann ich mich eigentlich nicht.


Auch wenn der Januar und Februar nun ganz im Trainingsgeist stehen werden, damit ich im Verlauf des nächsten Quartals dann die Abteilung wechseln kann (um endlich den Job zu machen, für den ich ursprünglich überhaupt erst eingestellt wurde...) - es wird also ein durchaus stressiges Quartal werden!


Ach ja, Weihnachten. Dazu im nächsten Artikel ein paar Worte mehr!

Montag, 24. Dezember 2007

Dschinglbells...

Ist es tatsächlich schon wieder Weihnachten?

Shit vergeht die Zeit, wenn man nicht nasepopelnd an der Uni rumhängt :-)

Sorry, dieses Jahr gibts weder Karten noch Geschenke - ich hab sie einfach nicht kommen sehen,  die Wintersonnenwende.

http://www.isitchristmas.com/

Dienstag, 18. Dezember 2007

"Das Evangelium nach Google" - Interview mit Vincent Cerf, "Internet Evangelist" bei Google

Das Getue in den deutschsprachigen Medien um die "Weltmacht Google" nimmt ja teilweise krasse Dimensionen an. Als ob wir die personellen Kapazitäten hätten, private Emails zu lesen und auszuwerten geschweige denn die Informationen, welche die Bots im Netz sammeln, auch tatsächlich mit DIR in Verbindung zu bringen...

Im Vergleich zu hierarchisch-patriarchalisch-unterdrückerisch organisierten Firmen wie Mircosoft kann ich nach vier Monaten bei Google nur sagen: Hut ab!

Die Hierarchien sind sehr flach, die Kollegialität ist super, ich kann mit meinen Managern und Vorgesetzten ziemlich offen über alles sprechen. Man ist auch an Kritik interessiert (natürlich kommt Nörglerei weniger gut an, aber dass ist ja normal), und hier arbeiten in der Tat "gute" Leute (nicht im qualitativen, sondern im moralischen Sinn).

Wenn ich in den (deutschsprachigen) Medien angstmachende Berichte über meinen Brötchengeber lese, dann habe ich immer das Gefühl, die müssen von einer anderen Firma sprechen... aber dann ist Angstmacherei ja auch eine Lieblingsbeschäftigung der Doitschen.

Wie dem auch sei, folgendes Interview mit Vincent Cerf, einem der "Väter des Internet" (der vor kurzem auch bei uns hier anwesend war und sprach), hat mich eigenlich zum diesem Blog-Eintrag veranlasst: Interview mit Vincent Cerf in "Das Magazin.ch"

Montag, 17. Dezember 2007

Werbung in eigener Sache

Pünktlich zu Weihnachten hier das ideale Geschenk: meine Magisterarbeit!

Wer wünscht sich das nicht, ein 132 Seiten dünnes Heft für schlappe 59,- Euro? Voller wichtiger Forschungsergebnisse, ohne welche die Welt nicht weiter bestehen könnte?

Also ehrlich, ich hatte leider keinen Einfluss auf die Preisgestaltung, dass ist dann wohl einer der Haken von kostenlosen Print-on-Demand - Verlagen :-)

Trotzdem, ein bisschen stolz bin ich auf die Arbeit, auch wenn heutzutage Hinz und Kunz als "Autor" bei Amazon geführt wird und sich auf einer Ebene mit SS-Veteranen wie Grass fühlt... (bin ich jetzt eher Hinz oder doch lieber Kunz? Mmmmm....)

Wie dem auch sei:

Tata! Mein erstes "Buch" !

Samstag, 15. Dezember 2007

Merry Christmas, Nerds!

Alle Liebhaber von Horrorgeschichten und Mysteryserien wünsche ich schonmal "Merry Bloody Christmas!"

:-)

Google Party - erstes Kurz-Feedback

Sorry, wegen Stress und Erkrankung konnte ich mein Blog nicht updaten.

Die Party am 7.12. war absolut genial!

Wahnsinn, wieviel Geld dafür ausgegeben wurde. Thema war "Secret Agents Seasonal's Party", die Räume waren im Stil alter James Bond - Filme (bzw. des neuen "Casino Royale") gestaltet. Es gab einen Ballroom, ein Casino mit Roulette und Black Jack (natürlich für einen guten Zweck), einen Jazz- sowie einen Karaoke-Room.

Insgesamt waren an die 1500 Leute anwesend, und alle waren heftigst rausgeputzt.

Klar gibt es inzwischen viele Picasa-Alben voller Fotos, aber die bestehen fast nur aus Aufnahmen von Gästen (=Gesichtern), ich werde also keine Fotos online stellen können. Hatte selbst keine Kamera dabei (war auch zu beschäftigt, die tolle Stimmung, die Getränke und das Essen und natürlich den SPASS zu geniessen, als dass ich hätte Fotos machen wollen).

Viele Leute, lustige Leute, schöne Leute, gute Musik und guter Wein - dass fasst es zumindest aus meiner Sicht treffend zusammen.

Microsoft hat im Croke Park die Veröffentlichung von Windows (M/V)ista für Europa abgehalten, da dachten sich die Jungs von Google wohl, dann machen wir dort halt unsere Weihnachtsparty. Sehr lustig.

Ach ja, ich war irgendwann nach vier zu Hause.

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Google Seasonal Party diesen Freitag - Interesse irgend jemand?

Hallo,

ich weiss, es ist sehr kurzfristig.

Diesen Freitag abend, 19 Uhr, startet die diesjährige "Seasonal Party" von Google Irland.
Gemietet wurde das Sportstadion "Croke Park", erwartet werden um die 1500-2000 Leute.
Anzug / Smoking bzw. Abendkleid sollte schon sein.

Durch die Abwesenheit meiner Frau hab ich jetzt zwei Tickets für einen sicherlich sehr stilvollen und bunten Abend.

Wenn einer von Euch Blog-Lesern spontan Zeit und Kleingeld für einen Billigflug nach Dublin hat: meldet Euch! First writes, first gets it!

Wär echt cool, spontan und geil! :-)

Samstag, 1. Dezember 2007

La vie mélancholique...

Warum erscheint uns das Leben immer dann am Traurigsten, wenn wir schöne Momente erleben?

Mir geht es ständig so, aber nun ist dies umso stärker, da die kostbaren Momente so selten und flüchtig geworden sind.

Oh ja, mein Job ist Klasse, macht mir grossen Spass.

Aber ich lebe nun allein auf dieser Insel am Rande Europas. Anfangs hat mich die Euphorie noch getragen, nach unzähligen erfolglosen Bewerbungen und Stütze endlich einen Job (und dazu noch bei so einer tollen Firma) gefunden zu haben. Und, man sagt es sich immer gern, man KÖNNTE ja jederzeit "mal eben" nach Hause fliegen.

Dass die Realität dann eben anders aussieht, wird mir schmerzlich bewusst bei meinem kurzen Heimatbesuch dieses Wochenende. Wie einsam ich mich die letzten Monate teilweise gefühlt hatte (noch verstärkt durch die Abwesenheit meiner Frau) wird mir jetzt erst so richtig klar, da ich "zu Hause" bin und mich im Schoss der Familie verwöhnen lasse. Übermorgen wartet der Flieger gen Dublin schon auf mich, übermorgen, dass ist "gleich um die Ecke".

Dann geht es wieder weiter mit meinem 12-Stunden-Tag, überteuerten Preisen, die das Lebensniveau auf Sozialhilfeempfänger-Niveau senken, und eben der Sehnsucht nach Freunden und Familie.

Im Sommer klang das noch anders, da hab ich verschmähend und trotzig auf "Deutschland" gespuckt, dieses geliebt-gehasste Land, welches mir Brot und Ausbildung, aber keine würdevolle Arbeit geben wollte.

Nun vermisse ich dieses "Deutschland" ja nicht, sondern einige Menschen und Ecken, in denen die Erinnerungen leben an schöne Zeiten und gemeinsam erlebtes.

Fortgehen... es wird wohl niemals einfach werden, v.a. nicht wenn man ein stets so rückwändig blickender Mensch ist wie ich.

Gerade bin ich dabei, CDs in mein iTunes zu packen, und bin dabei über einen anderen "alten Kameraden" gestossen, auf Wenzel.

Wenzel ist ein Liedermacher aus dem Osten. Der Osten, von dem ich so wenig weiss, hat für mich zwei brauchbare Dinge in die Republik gebracht: den grünen Pfeil und Wenzel.

Damals 2001 in Kyôto hatte mich mein alter Freund Mattias auf diesen Barden aufmerksam gemacht, und mir eine Kompilation geschenkt, die mir auch heute noch viel bedeutet. Die letzten Monate verstaubte der gute Wenzel mit meinen restlichen CDs in den Tiefen der Regale.

Doch da wir bei der Arbeit auch Musik hören können und uns firmenweit über iTunes vernetzen, hab ich inzwischen meine gesamte CD-Sammlung auf den Rechner geladen, und da ist die eine oder andere fast schon in Vergessenheit geratene Perle wieder aufgetaucht. Wenzel gehört auch dazu.

Und sein Lied "Jena und Greiz" passt so sehr zu dieser melancholischen Stimmung, aus der heraus ich gerade auf mein Leben blicke, dass ich hier noch den Text bringen muss:

 


 


Jena und Greiz




Müd zwischen Jena und Greiz,
vermisste ich Deinen Reiz,
im Radio das einerlei,
auf der Autobahn nachts um halb zwei.



Bin ein Narr, immer fahre ich fort.
Komme niemals, nie ganz hinterher.
Keiner hört, keiner spricht ein Wort.
Und der rechte, rechte Platz bleibt leer.



Ich will nicht zurück, keinen Deut.
Selbst die Autobahn zwingt mich in die Spur.
Und mich überholen die Leut –
schnell und stolz, wohin wollen sie nur?



So als wärs aus Glitzerpapier,
in den Himmel ein Flugzeug stieg.
Ich weiss, nicht sehr weit von mir,
beginnt grade wieder ein Krieg.



Wohin, woher ich auch kam,
ich bliebe am Liebsten stehn.
Es wächst still mein machtloser Gram,
man kann es an mir sehn.


Das ist das uralte Lied.
Man singt es immerdar.
Alles, was noch geschieht,
wird schlimmer sein als was war.