Donnerstag, 17. Januar 2008

I(r)rland und das Nachtleben

Zunächst hatte sich Dublin ja erstmal als eher hässliche, überlaufene, freizeitmässig wenig abwechslungsreiche Stadt entpuppt. Seit Kurzem weiss ich, dass man nie zu schnell urteilen sollte (ok, DAS weiss ich natürlich schon länger!), denn ich habe einige sehr interessante Begegnungen gehabt.

Zunächst möchte ich aber mal so richtig über meine "Nachtleben-Erfahrungen" der ersten Monate so richtig übel herziehen, quasi aus Gründen der "Psycho-Hygiene". So!

Die "Aktivitäten" hier dürften so in etwa mit Hagen Rethers Urteil über dessen Heimatstadt Essen übereinstimmen: das Schönste an Essen sei es demnach, dass es so schön viele Autobahnanbindungen gibt, man kommt also immer schnell raus.

Dublin hat zwar nur eine Popel-Autobahn, und die ist dazu noch im Dauerstau, aber das Beste an Dublin ist meiner Meinung nach eben auch, dass es genug Wege nach Außerhalb gibt.

Viele Dubliner sind - gelinde gesagt - uninteressante Opfer des eigenen Erfolgs, vergiften sich schon morgens in der Bahn den Geist mit der Lektüre der kostenlosen Gazetten (die, soweit ich von den Überschriften her urteilen konnte, meist voll sind von schlechten aber unwichtigen Nachrichten, ganz im "Brisant"-Stil), und abends gehen sie - so sie nicht zu Hause sitzen und TV schauen - in die Pubs und saufen sich ins Koma.

Die Jugendlichen rotten sich auch gerne jogginghosentragend zusammen und randalieren, was das Zeug hält, im Norden Dublins verprügeln sie auch gerne mal Ausländer oder schlagen Autoscheiben ein.

Abends in den "Clubs" der Stadt erkennt man Irinnen meist daran, dass sie am nuttigsten angezogen und überschminkt sind. Wo die junge Mitteleuropäerin noch eher Stil haben, lässt frau hierzulande am Liebsten die T****n raushängen und trägt "Röcke", welche diese Bezeichnung kaum verdienen. Dies ist keine Übertreibung. Junge Irinnen (also 18-25, grob geschätzt) erkennt man abends beim Ausgehen meist daran, dass sie einen an osteuropäische Prostituierte erinnern. Und ich bin sicher, dass ich hier nicht den durchaus auch vorhandenen jungen Polinnen auf den Leim gegangen bin, man hört sie ja leider auch noch (denn die Mädels sind oft noch betrunkener als ihre männlichen Landsleute). Kollegen, die in England studierten, ist das übrigens auch aufgefallen, auch Kollegen aus diversen anderen Ländern Europas teilen diese Meinung mit mir - ich spreche hier also nicht aus Kulturschock oder so ähnlich.

Und so gestaltete sich "Nachtleben" hier eben meist so, dass ich mich mit Kollegen entweder direkt von der Arbeit aus in nahe gelegene Pubs begebe und man dann - so es Wochenende ist - auf irgendeine Privatparty eines Kollegen geht. Dort hängen dann fast auch nur Kollegen rum. Manchmal wird einem auch jemand als "NGF" vorgestellt: Non-Google friend. Hurra, wir sektieren!

Nicht nur aus diesem Grund vermeide ich z.Zt. immer mehr, mit Kollegen wegzugehen. (Wie oft habe ich das Wort "Kollegen" jetzt eigentlich benutzt in den letzten 5 Sätzen? Etwa 100 mal etwa?) Es ist einfach zermürbend, auch noch die Wochenenden mit Leuten zu verbringen, mit denen man ausser dem Arbeitgeber oft nicht viel gemein hat. 70-80% der Kollegen wohnen ja auch noch im "Google-Ghetto", also in maximal 2-3 Kilometer Entfernung der Firma. In den allermeisten Fällen in 2er oder 3er-WGs mit anderen Kollegen. Super. Da hätt ich ja gleich an der Uni bleiben können.

Also nix wie raus heisst die Devise, und so bin ich froh über unsere Wohnung in Sutton und die Meeresluft, den täglichen Blick auf "meinen" Berg, Ben Eadair, der, wie ich beim Lesen irischer Mythologie mit Freude feststellte, schon in den ältesten Mythen namentlich erwähnt wird.

Und auch privat und sozial hatte ich einen grossen Bedarf nach etwas völlig und gänzlich NEUEM! Und ich habe es gefunden! Was es ist? Das erzähle ich im nächsten Beitrag.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen