Donnerstag, 22. Mai 2008

Film: "Where in the world is Osama Bin Laden?"

Vorgestern hab ich mir hier im Kino o.g. Film angeschaut. Erwartungen hatte ich keine, aber der Regisseur (Spurlock, machte auch "Supersize Me!") versprach ja zumindest Kurzweil.

Während und kurz nach des Films fühlte ich mich prächtig amüsiert, erst später fielen mir immer mehr Unstimmig- und Einseitigkeiten auf.

Zunächst einmal: worum geht es in Spurlock's neustem Doku-Streich?

Seine Frau ist schwanger und er stellt sich auf einmal die Frage, in was für einer Welt sein Kind einmal wird aufwachsen müssen. Gewalt, Unsicherheiten, Kriege, Naturkatastrophen - ach ja, und Amerikas Todfeind Nr. eins, Bin Laden und seine Al-Qaeda-Gang.

Und da Spurlock seiner Regierung ungefähr so viel zutraut wie die meisten Amerikaner (nämlich gar nichts mehr) beschliesst er, in guter Superhelden-Manier das Schicksal der Welt in die eigene Hand zu nehmen. Geimpft und auf Terror- und Kidnap-Situationen vorbereitet begibt er sich in die gefährlichen Ecken der Welt - zunächst einmal nach Ägypten, dem "Ursprungsland des islamistischen Terrorismus".

Seine Reise führt ihn von dort aus über Marokko, Israel und die besetzten Gebiete, Jordanien, Saudi-Arabien bis nach Afghanistan und Pakistan.

Und überall stellt er dieselben Fragen: was haltet Ihr von den USA, den Menschen dort und der Regierung, was von Terror und Töten und was von Bin Laden. Und ganz wichtig: wo ist Osama??

Eine Mischung aus Ernst und Klamauk begleiten ihn, und er fragt ganz unterschiedliche Menschen: den einfachen Mann bzw. die einfache Frau von der Straße, Händler, politische und religiöse Aktivisten jeglicher Couleur und in manchen Ländern auch Vertreter der Mächtigen. In Israel präsentiert er v.a. die "hässlichen Juden", also Siedler und einen wütenden Mob Orthodoxer in Jerusalem, und die sind ja so viel gemeiner und fieser als der nette aber leider bettelarme Vater einer vielköpfigen marrokanischen Familie, der nach seinen Wünschen gefragt antwortet, er wünsche sich natürlich Bildung für seine Kinder und Frieden auf der Welt.

Hier sind wir auch schon beim Kernproblem des ganzen Films angelangt: Spurlock schafft es sogar, die schlimmsten und menschenverachtensten Bösewichte der saudischen Wahabiten-Diktatur zwar stasihaft krank und hoffnungslos rückständig, dennoch "irgendwie kauzig" darzustellen.

Ja, eine Momentaufnahme einer saudischen Moschee, in welcher der Imam zur Beseitigung aller Christen und Juden vom Planeten aufordert wird auch gezeigt, aber irgendwie ist die ganze "Reportage" seltsam verzogen und v.a. für den Kenner der islamistischen Materie seltsam "rechtfertigend".

Da wird klar: dieser Film ist hauptsächlich für Amis gemacht. Und zwar Amis, die keine Ahnung von der Welt haben, die in den Nachrichten immer nur die Bilder von arabischen Terroristen sehen und daher jeden Muslim sofort für einen glühenden Anhänger Bin Ladens halten. Spurlocks Botschaft ist sehr simpel: hey, Landsgenossen, die Mehrzahl der Leute in diesen "schlimmen Ländern" sind ganz normale Leute die sich um ihre Familie sorgen und die überhaupt keine Lust auf töten haben. Klar, sie hassen die USA, aber die meisten können zwischen "normalen Amis" und deren Regierung unterscheiden und würden Euch ja gar nicht persönlich den Kopf abschneiden - hey, das sind ja zum Großteil auch nur Menschen dort!"

Was für den aufgeklärten Europäer so hanebüchen und selbstverständlich klingt, scheint für viele Leute in Ameristan in der Tat eine neue Einsicht zu sein - zumindest in Bezug auf die bösen Araber.

Was mich an dem Film am meisten störte, ist die Einseitigkeit in Sachen Israel.

Da werden nämlich v.a. Bilder gezeigt, die einen denken lassen "die Israelis haben ja einen Sprung in der Schüssel" - dass extreme, tumb-religiös motivierte Siedler ("es war schon immer unser verheissenes Land") und aggressive Orthodoxe in Israel eben auch nur begrenzte gesellschaftliche Gruppen sind, dass sich ein Großteil der Israelis der schwierigen Umstände bewusst ist und sich nichts lieber wünscht, als gesprächsbereite Palästinenser, mit denen man vernünftig über eine Zwei-Staaten-Lösung sprechen kann (dass es aber auf Seiten der Palästinenser immer noch niemanden gibt, der die simple Tatsache der haushohen israelischen Überlegenheit und die Alternativlosigkeit zur Zwei-Staaten-Lösung einzusehen scheint; das die Palästinenser sich immer noch in einem Drogen-Traum -die Droge ist hier religiöser Nationalismus- ) befinden, sie könnten "ihr Land" "befreien" - das erwähnt der Film leider wenn überhaupt nur ganz am Rande, aber meiner Erinnerung nach gar nicht.

Dass schliesslich die Aussage, Al-Qaeda bediene sich der Nahost-Frage nur, weil sie wisse, dass sie somit in der gesamten islamischen Welt Sympathien sammeln kann, eben nur einen Teilaspekt der Realität darstellt, wird im Film auch nicht angesprochen. Wie auch, denn die GANZE Wahrheit würde ja den Anspruch des Films, die "guten Araber" zu präsentieren, sofort zu nichte machen.

Diese "GANZE Wahrheit" welche ich meine ist eine simple Tatsache: Muslime hassen Juden. Vom Maghreb bis nach Afghanistan werden Juden gehasst. Nicht Israel, nicht die israelische Politik. Sondern Juden. Hitlers Erbe liegt nicht etwa in der aktuellen israelischen Tagespolitik (auch wenn viele sogenannten "Linke" und "Gutmenschen" in Deutschland das gerne so sehen), Hitler Erbe, der absolute, blinde Hass auf alles Jüdische ist integraler Bestandteil der islamischen Persönlichkeit, des islamischen Selbstverständnisses.

Natürlich in unterschiedlich starker Ausprägung. In der Türkei mag es weniger stark sein (dort hat man ja auch genug "Feinde im Innern" wie die Armenier oder Kurden oder Aleviten, die man hassen kann), in Saudi-Arabien und im Iran ist der Judenhass inzwischen Bestandteil der Muttermilch.

Ich weiss aus Algerien dass dort schon die Generation meines Vaters von Klein auf mit Geschichten über Juden "versorgt" wurden, die den Antisemitismus zu einer tief verwurzelten, fast nicht mehr reparablen Sache machten.

Daher stellt Spurlock in seinem Film auch keines Mal die direkte Frage an Muslime: "Was denken Sie über Juden?" Er fragt hier und da versuchsweise nach Israel und dem Nahost-Konflikt, blendet aber rassisch-religiösen Hass gegen Juden komplett aus.

Ein weiteres Problem ist dass der Iran nicht besucht wird, aber dass könnte auch politische Gründe haben.

So kann ich als Fazit nur sagen: einseitig, platt, sentimental aber in keinster Weise investigativ. Schade eigentlich...

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