Samstag, 20. September 2008

Irland's Nazi-Supermarkt: Superquinn

In Sutton, wo wir wohnen, ist der einzige Supermarkt, den man auch bequem ohne Auto erreichen kann, die örtliche "Superquinn"-Filiale.

Superquinn ist der einzige "irische" Supermarkt auf der Insel und hält einen Marktanteil von 7%. Die "grossen" Supermarktketten hier sind die britischen Ketten "Tesco" und "Dunnes" und - Wunder, Wunder - die Deutschen "Lidl" und "Aldi".

Seit dem abrupten Ende des irischen Wirtschaftswachstums in 2007, und nun verstärkt durch die Finanzkrise, welche Irland neben Großbritannien und Spanien in Europa am Härtesten treffen wird, ist auch "Superquinn" stark ins Schwanken geraten, die Hauptaktionären wollen wohl aus dem Business aussteigen.

Für uns war die Begegnung mit "Superquinn" eine Begegnung der gemischten Gefühle. Nach den ersten 30 Tagen im poshen "D4" (wie Dublin 4, das Snob- und Yuppieviertel Dublins, in welchem sich auch das Büro von Google befindet), wo Edelketten wie "Fresh" oder total überteuerte "Spar"-Läden die einzige Einkaufsmöglichkeit darstellen, waren wir froh über "Superquinn".

Zwar empfanden wir die Preise dort immer noch als zu hoch, jedoch war die angebotene Qualität auch wesentlich höher. Viel wichtiger: Zum Markt gehört eine täglich aktive Bäckerei, ein Metzer mit vorzüglichem Fleischsortiment und eine sehr gute Auswahl an frischem Fisch und Meeresfrüchten zu erstaunlich günstigen Preisen.

Außerdem wurden wir schnell Fans des Einkaufssystems dort. Hat man sich als Haushalt bei Superquinn registriert, kann man im Eingangsbereich des Marktes mit der Kundenkarte einen Handscanner aktivieren und seine Einkäufe direkt in die Einkaufstaschen legen, denn man scannt sie selbst und gibt an der Spezialkasse einfach nur den Scanner ab - Schlange stehen entfällt hier also. Automatisch bekommt man dann jedes Quartal ein Bonusheft mit Einkaufsgutscheinen und Rabattmarken auf ausgewählte Produkte nach Hause geschickt.

Die Qualität der Produkte bei Superquinn liegt i.d.R. über dem deutschen Niveau, die Preise leider natürlich auch. Auch die Präsentation des Sortiments ist "edel", im Vergleich wirken deutsche Supermärkte wie "Supermarkt 1.0". :-)

Was mir allerdings immer schon seltsam anmutete, war die Tatsache dass auf den Kassenbons von Superquinn neben jedem Produkt irischer Herkunft ein kleines "Shamrock" (Kleeblatt) - Symbol gedruckt wird, und unter dem Gesamtkaufpreis steht in etwas kleinerer Schrift eine zweite Summer: "Summe irischer Produkte".

Irische Produkte werden auch überall im Markt optisch besonder hervorgehoben.

Auch auf der Homepage von Superquinn wird dezidiert darauf hingewiesen, dass das Unternehmen 100% in irischer Hand sei, also nicht mit den Supermärkten "aus Europa" verglichen werden könne...

http://www.superquinn.ie/multi/default.asp?itemid=134&multiItemId=135&section=Recruitment

"Superquinn is an international success story
Superquinn is a completely Irish family-owned company that has more than held its own against the cream of overseas competition for over 35 years."

Kollegen von mir lästern manchmal ein bisschen lächelnd, denn für die meisten Ex-Pats ist das Label "100% Irish" eher ein Abturner, ein Hinweis auf "teuer, aber von minderer Güte".

Seit jetzt bekannt wurde, dass Superquinn unter Liquiditätsengpässen leidet (im Zuge der irischen Wirtschaftkrise verzeichnen die Ketten "LIdl" und "Aldi" derzeit Zuwachsraten von 20% monatlich), fährt die Kette eine relativ aggressive (und nervige) Werbeaktion, auch im Fernsehen: "Proud to buy Irish".

Als Deutscher ist man ja geneigt, bei Käufen auf die Ökobilanz zu achten und einheimische Äpfel aus diesem Grund Erzeugnissen vom anderen Ende der Welt vorzuziehen. Mit Nationalismus oder Nationalstolz hat dies in Deutschland in aller Regel wenig zu tun.

Anders in Irland, wo man Irisch kauft weil Irisch irisch ist und nicht Ausländisch. Wo man nicht die Umwelt schützt, sondern Irland: "Keep Ireland tidy".

Etwas enttäuscht muss ich da an meinen alten Religionswissenschaftsprofessor denken, der stets darauf hinwies, dass auch die Geburtsstunde der Ökologie und des Umweltschutzes nicht etwa mit langhaarigen Abgeordneten in den 70er-Jahren zu verbinden sei, sondern eben zur Zeit des Nationalsozialismus verortet werden muss. Damals war Naturschutz allerdings auch primär Heimatschutz...

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