Sonntag, 30. März 2008

Es war einmal...

... vor gar nicht langer Zeit, in einem gar nicht weit entfernten Land.

Morgens öffne ich meine Augen und weiß, dass ich bald schon zur Arbeit muss. Denn ohne Arbeit kein Brot und keine Wohnung, und auch kein Urlaub, mit dem die Gesellschaft mir die Illusion von Freiheit gibt - Prinzip Hundeleine. Denn nur der erholte Arbeiter ist ein guter Arbeiter.

Also schnell aufgestanden und unter die strombetriebene Dusche, die einen Höllenlärm macht, fast so gut wie ein Wecker ist das.

Zum Frühstück gibt es Brot der Marke "Deutscher Stolz", ein großes Glas deutscher Milch (auf die mein Land so stolz ist) und natürlich reine deutsche Butter, sowie Marmelade aus garantiert 100% deutschen Beerenfrüchten.

Schnell eile ich zum Nahverkehrszug, der den Namen "PFEIL" trägt und begebe mich zur Arbeit. Drinnen vor allem Deutsche, die paar sichtbaren Ausländer werden gemieden und sitzen alleine, bis es so viele Fahrgäste gibt, dass man sich neben sie setzen muss. Polnisches Gesockse ist auch anwesend, die sind gut genug, um unsere Bürotürme aus dem Boden zu stampfen.

"Überflutet von Ausländern" und ähnliche Sprüche zieren den einen oder anderen Bahnsteig - schließlich ist man hier in Deutschland und nicht in Terroristan - wo soll das noch hinführen??

Wärend meiner Fahrt im "PFEIL" lese ich den "HERALD", der mich über die wichtigsten Dinge informiert: wer wann wo Schönheitskönigin geworden ist, dass deutsche Forscher eine Antarktismission erfolgreich hinter sich gebracht haben, alle getöteten und Unfallopfer der letzten Nacht und natürlich den aktuellen Kinderschänder mit Foto und vollem Namen und Wohnort.

In der Arbeit denke ich nicht viel, bin froh wenn ich wieder in den Zug darf und ab nach Hause.

Noch kurz im Supermarkt vorbei, dessen Kassenzettel mir nicht nur die Gesamtsumme meines Einkaufs mitteilt, sondern auch, wie viel meines Geldes ich diesmal für "reine deutsche Produkte" ausgegeben habe.

Abends dann ein Fernsehprogramm, in dem es hauptsächlich um Trivia aus Deutschland geht und man den Rest der Welt so gut es geht ausblendet. Außer idiotischen Serien vielleicht noch ein auf Deutschland fixierter Rückblick über Geschehnisse im Land seit den 80er-Jahren.

Na, fühlt sich der geneigte Leser schon wie in einem schlechten Leni Riefenstahl - Film?

Nun, dann ersetze er einfach das Wörtchen "deutsch" jedesmal mit "irisch" und den "PFEIL" mit "DART" - et voilà dass ist in etwa mein Alltag!

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