Donnerstag, 20. März 2008

St.Patrick's Day - Rassismus und Vandalismus in Dublin

Es ist ja eine Tatsache, dass Irland bei den Deutschen nach wie vor im Ruf steht, eine "grüne Insel der Barden, Kobolde, netten Menschen, Mythen" etc... zu sein - warum, dass wird mir immer unerklärlicher.

Klar, landschaftlich hat diese Insel einiges zu bieten - aber da hört das Ganze auch schon auf.

Vor allem das Klischee von den "netten Menschen" wird mir immer unbegreiflicher - sind wir in Deutschland so unfreundlich, gewalttätig und verroht, dass uns selbst dauerbetrunkene Rassisten als Inbegriff der Gastfreundschaft erscheinen?

Oder schaltet der Deutsche im Urlaub sein Gehirn standardgemäss auf "Durchzug" und wird blind für all die Dinge, die ihn zu Hause im Alltag stören?

Auch St.Patrick's Day war wiedermal ein Tag voller Argumente dafür, Irland nicht nur touristisch den Rücken zu kehren, sondern es am Liebsten aus der EU auszuschliessen (am Besten gleich zusammen mit Großbritannien!) - die Geschehnisse hier "barbarisch" zu nennen ist nämlich noch leicht untertrieben.

Um was geht es?

Nun, da ist zum Einen mein eigener, zugegebenermassen recht eingeschränkter Erfahrungshorizont. Soweit kann ich mich nicht beklagen, wir standen am Montag um 12 auf der O'Connell-Street und haben die zweistündige Parade bei relativ schönem Wetter genossen. Natürlich sind mir all die Besoffenen da bereits aufgefallen.

Inklusive Touristen aus aller Welt waren wohl um die 670.000 Menschen anwesend. Direkt nach der Parade schlenderten wir noch über die Brücke, liefen Grafton Street hinunter und machten uns dann auf den Weg nach Hause - denn es war klar, dass es von nun an nur noch schlimmer werden konnte. Horden Betrunkener allerorten, jeder Pub, jedes Restaurant rammelvoll, die Strassen voller Menschen - auf dem Weg zum Zug kam uns eine Gruppe Jugendlicher (ca. 14jähriger) entgegen, schwer angetrunken, zwei Mädels mussten einen Jungen stützen, der sich im Laufen in Bausch und Bogen auf den Gehweg erbrach...

...der Rest des Tages lief für uns friedlich ab, da wir zu Hause waren. Erst die beiden darauffolgenden Tage habe ich von Kollegen gehört bzw. in den Medien gelesen, was sonst noch so alles passiert ist.

Da ist  zum Einen der 17jährige Guy Wallace. Dieser ist Engländer und war als Tourist in Dublin, um hier in den Genuss der Festivitäten am St.Patrick's Day zu werden. Er ist Pianist und kann jetzt bereits seine Karriere begraben. Wahrscheinlich muss er froh sein, dass nur diese und nicht ER begraben werden muss.

Was ist passiert? Um etwa 8 Uhr Abends war Guy auf der O'Connell-Street unterwegs, als er von einer der typischen betrunkenen irischen Jugendhorden angepöpelt wurde. Als diese mitbekamen, dass er Engländer ist, haben Sie nicht lange gefackelt und sich über ihn her gemacht. Er konnte sich retten, verlor aber einen Finger - wie genau, will ich gar nicht wissen.

Man lese hier: http://www.rte.ie/news/2008/0319/wallaceg.html

Außerdem noch in die Nachrichten geschafft hat es eine Vandalen-Bande, welche im Norden Dublins (unweit unseres Wohnorts) in einem Wohngebiet ihrer Zerstörungswut freien Lauf lies und sieben Autos in Brand steckte. Die Polizeit nahm in diesem Zusammenhang 12 Jugendliche fest (http://www.breakingnews.ie/archives/2008/0318/ireland/mhojmhojgbcw/).

Nicht nur St.Patrick's Day selbst war die Hölle los, die "Festivitäten" gehen ja schon am Donnerstag zuvor los. Auch meine Eltern kamen in den "Genuss", eine Schlägerei live mitzuerleben. Auch dass die Polizeit die ganze Woche hindurch alle Hände voll zu tun hatte, v.a. mit Verkehrskontrollen, ist hier wohl üblich.

Dieses Jahr wurden 389 Personen dabei ertappt, wie sie betrunken Auto fuhren...
http://www.breakingnews.ie/ireland/mhojmhqlkfsn/

Außerdem haben Jugendliche im Norden Dublins Mülltonnen von Anwohnern gestohlen und in einem Park in Flammen gesteckt - obszönerweise vor einem Denkmal, dass den Opfern eines Großbrands der Gemeinde gewidmet war...

Auf dem "Head of Howth", dem Berg Binn Eadair, hat eine Gruppe Jugendlicher versucht, einen Fiat Punto die Klippen hinunterzuschieben. Als dies nicht klappte, haben sie das Auto halt so demoliert...

...auch als ich mit meinen Eltern dort spazieren lief, sahen wir auf einer großen Brandfläche ein ausgebranntes Autowrack...

Und das ist nur das, was ich in den letzten 4-5 Tagen zu sehen und hören bekam...

2 Kommentare:

  1. *hustet kräftig und es klingt irgendwie wie "Karneval" *

    Davon hat man im Ausland auch ein ziemlich verklärtes Bild. Oder noch schöner: Oktoberfest.

    AntwortenLöschen
  2. Ja, ich gebe zur dass ich mal wieder "etwas" über die Ziellinie hinausschieße :-)

    Aber wie Du weisst hatte ich doch schon ein SEHR idealisiertes Irlandbild, umso tiefer ist nun der Fall...

    AntwortenLöschen