Mittwoch, 26. März 2008

Der 7-Uhr-Zug

Zur Zeit nehme ich ab und zu den 7-Uhr-Zug (normalerweise steige ich erst um 8.23 Uhr ein, da ich um 9 Uhr mit der Arbeit beginne), da ich festgestellt habe, dass "die Stunde vor 9" mit die Produktivste am Tag ist (noch keine Sau im Büro).

Auch heute ist mir in diesem Zug wieder bestätigt worden, dass Irland wirklich ein "9 to 5"-Land ist: der irische Durchschnittsangestellte arbeitet zwischen 9 und 17 Uhr (wir hier i.d.R. zwischen 9 und 18 Uhr, aber wir haben eh keine klassischen Arbeitszeiten).

Steigt man morgens bereits um 7 Uhr in die Bahn, ist die Klientel eine völlig andere: viele Männer tragen statt eines Anzugs oder normaler Kleidung "richtige Arbeiterklamotten". Und: Polnisch ist dann im Zug fast schon mehr zu hören als Englisch.

Auch fiel mir -mal wieder- auf, dass hier in Irland die gleichen rassistischen Reflexe herrschen wie z.B. in Japan.

Auch dort war mir aufgefallen, dass man als "sichtbarer" Ausländer (in Japan also als Weißer oder Schwarzer) den relativen Luxus geniesst, in Bussen und Bahn so lange alleine zu sitzen, bis alle anderen Sitzplätze voll sind. Die "Looser" müssen sich dann quasi wohl oder übel neben den Ausländer setzen.

Heute morgen mal wieder: der Zug war ja noch relativ leer, jeder hatte also anfänglich "seine vier Sitze". So auch eine (junge und hübsche) Mitbürgerin dunkler Hautfarbe. Der Hammer war, dass diese in der Tat am Längsten alleine sitzen "durfte" - erst als bei Connolly Station der Zug sich schlagartig füllte (das war schon kurz vor Ende meiener ca. 35minütigen Fahrt) nahmen dann auch dort Leute Platz - nebem dem Gesockse sitzen ist halt allemal besser als stehen...

Ich nutze diese Abart menschlichen Rassismus gerne aus, um "sichtbare Ausländer" regelmässig zu schockieren: indem ich mich lächelnd in deren "4er-Abteil" setze, auch wenn noch viele andere Plätze frei sind. Die Reaktion ist jedes Mal dieselbe: Erschrecken. Und spätestens wenn ich ein i.d.R. deutschsprachiges Buch raushole ein kleines Lächeln...

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